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Vereinbarkeit von Familie und Beruf?!
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Vereinbarkeit von Familie und Beruf?!

Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen
Ein Beitrag von Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen, Referentin für Familien- und Beziehungspastoral, Fulda

Ein Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren – seit heute genau fünf Jahren besteht in Deutschland ein flächendeckender Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz auch für Kinder unter drei Jahren. Seitdem wird intensiv daran gearbeitet, dass überall bedarfsgerecht Betreuungsmöglichkeiten für Kinder zur Verfügung stehen. Die Vereinbarkeit von Familienleben und den Berufstätigkeiten der Eltern soll auf diese Weise deutlich verbessert werden. Trotz aller regionaler Unterschiedlichkeit werden hier ganz sicher erste wichtige Schritte hin zu einer familienfreundlicheren Gesellschaft gegangen. Wir als Familie profitieren selber sehr von guten Betreuungsmöglichkeiten für unsere Kinder. Es ist ein gutes Gefühl, sie gut aufhoben zu wissen; zu wissen, dass sie sich in einem sicheren und geschützten Rahmen nach ihren Interessen und Bedürfnissen ausprobieren können; dass sie mit und von anderen Kindern lernen können und dabei von ihren Erzieherinnen gut begleitet sind. Wir erleben, wie sehr die Zeit in der Kita unsere Kinder bereichert. Also ideale Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familienleben und Berufstätigkeit! Oder?
Ich habe oft den Eindruck, dass in den politischen Diskussionen unterstellt wird: Es gehe alles gleichzeitig – die Begleitung und Erziehung von Kindern und eine anspruchsvolle Berufstätigkeit. Ich müsste auf nichts verzichten, schließlich schaffe der mir zugestandene Betreuungsanspruch die organisatorischen Möglichkeiten dafür. Ich empfinde auch einen gewissen gesellschaftlichen Druck, diese nun so optimal geschaffenen Möglichkeiten auch zu nutzen. Es gibt schließlich Fachkräftemangel, Frauen und Männer sind gleichermaßen gut ausgebildet, wollen und müssen auch arbeiten. Ich will das auch. Der Betreuungsanspruch ist fantastisch und schafft dabei Spielräume und Entscheidungsfreiheit. Aber, und das gehört für mich wesentlich zur Ehrlichkeit in der Diskussion um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dazu, er führt ganz sicher nicht dazu, dass alles gleichzeitig geht. „Als wir uns morgens stritten, wer arbeiten geht und wer bei den kranken Kindern bleibt, wussten wir, dass hier etwas schiefläuft und dass wir etwas ändern müssen.“ Dieser Satz einer Freundin bringt es für mich auf den Punkt. Ich kann – entgegen mancher eigener und gesellschaftlicher Erwartung – Familie und Beruf nicht gleichermaßen vollkommen gerecht werden. Das wäre Überforderung. Ich kann schlicht nicht umhin für bestimmte Zeiten konkrete Prioritäten zu setzen und diese immer wieder auszutarieren. Dies gesellschaftlich zu unterstützen und für ein familienfreundliches Klima zu sorgen, dafür ist der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ein wichtiger Baustein – aber nur einer.

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