„Herr, schenke mir Sinn für Humor“
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„Herr, schenke mir Sinn für Humor“

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt

„Schenke mir eine gute Verdauung und auch etwas zum Verdauen“ - so beginnt eine Gebet von Thomas Morus. Im Film von Wim Wenders über Papst Franziskus verrät der Papst: Das ist sein Morgengebet. Franziskus findet das Gebet vor allem gut wegen des Schlusses. Da heißt es: „Schenke mir Sinn für Humor. Gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.“ Den Sinn für Humor – ich glaube, den braucht der Papst auch bei seinen Versuchen, die katholische Kirche zu reformieren. Aber nicht nur da braucht man Humor, auch in vielen anderen Lebenslagen. So wurde z.B. Loki Schmidt, die Ehefrau von Altkanzler Helmut Schmidt, einmal gefragt: Wie kann man es schaffen über 60 Jahre mit demselben Mann verheiratet zu sein? Und sie hat geantwortet: „getrennte Schlafzimmer und sehr viel Humor.“ Also das mit dem Humor scheint in vielen Lebenssituationen wichtig zu sein. Da bin auch ich von überzeugt.

Thomas Morus war übrigens für seinen Humor bekannt, und zwar als Engländer für seinen sehr speziellen Humor. Heute vor knapp 500 Jahren wurde er in London von Heinrich VIII. wegen Hochverrat hingerichtet. Laut einer Erzählung bittet er den Henker bei seiner Hinrichtung, mit dem Beil auf seinen Bart zu achten. „Mein Bart hat schließlich keinen Hochverrat begangen“, sagt er.

Doch nicht nur sein Humor ist bemerkenswert, auch seine Unbeugsamkeit und Standhaftigkeit. Er hat unter Heinrich VIII. Karriere gemacht, war dessen Lordkanzler. Doch als Heinrich sich von der römischen Kirche lossagte und selbst zum Oberhaupt der Kirche von England erklärte, machte er nicht mit. Er weigerte sich, den Treueeid auf den König zu leisten, und wurde deshalb hingerichtet.

400 Jahre später, 1935, wird Thomas Morus von der katholischen Kirche heilig gesprochen. Das war in einer Zeit, in der es - zum Beispiel in Deutschland - wieder mal gefährlich war, zu seiner eigenen Meinung zu stehen. Er wird auch der „Heilige des Gewissens“ genannt. In der englischen, der anglikanischen Kirche gilt er übrigens auch als Heiliger, und heute wird dort seiner gedacht. Menschen wie er werden zu allen Zeiten gebraucht. Menschen, die ihren Überzeugungen folgen und vor Bedrohung nicht zurückschrecken. Gut, dass es sie auch heute noch gibt, überall auf der Welt.

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