Heute um 12.07 Uhr ist Sommersonnenwende
Foto: Beate Hirt

Heute um 12.07 Uhr ist Sommersonnenwende

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg

Ab heute Mittag, genau um 12:07 Uhr, geht’s andersherum. Ab heute werden die Tage wieder kürzer. Heute ist Sonnenwende. Kalendarisch geht damit der Sommer los. Beleuchtungsmäßig stehen die Zeichen dann aber schon wieder auf Winter. In 187 Tagen ist Weihnachten, erst dann wird’s wieder merklich heller! Dass die Tage schon wieder kürzer werden, während die Temperaturen in den nächsten Wochen erst die höchsten Grade erklimmen: Meteorologen können das gut erklären. Die Trägheit der Meere ist der Grund. Die Meere erwärmene sich langsam erwärmen und geben die Wärme ebenso langsam wieder ab. Sie entschleunigen die sommerliche Erwärmung ebenso wie die herbstliche Abkühlung und sorgen dafür, dass Sonnenstand und Temperatur zwar miteinander verbunden, aber nicht im Gleichschritt laufen. Das Klima beharrt auf seinem eigenen Rhythmus – nicht völlig losgelöst, aber auch nicht streng gebunden an die Vorgaben des Sonnenstandes. Zeitsouverän nennt man so etwas wohl. Mit religiösen Bräuchen ist das ähnlich. Die nehmen von der Sonnenwendezeit durchaus Notiz, hierzulande und christlich beeinflusst hat sich der Johannistag als Tag der Johannnisfeuer etabliert. Der wird am 24. Juni, also kommenden Sonntag gefeiert. Vielleicht kennen Sie auch das Johannisfest in Eschwege: Wegen der frühen Sommerferien in diesem Jahr haben die Eschweger schon am vergangenen Wochenende tüchtig gefeiert. Zeitsouverän wie das Wetter waren also auch sie: Angelehnt an Sonnenstand und Kalender, aber doch frei in der konkreten Festgestaltung. Das ist übrigens eine Art Markenzeichen des Christentums: orientiert an natürlichen Rhythmen, aber doch nicht von ihnen abhängig feiert es seine Feste. Der Johannestag ebenso wie das Weihnachtsfest haben zwar mit Sonnenwenden zu tun, folgen ihnen aber um ein paar Tage nach. Feiern könnte man beide Feste auch zu ganz anderen Zeiten. Grund für das Datum war allein die Symbolik: Mit Jesus sei neues Licht in die Welt gekommen, heißt es – deshalb sein Geburtsfest im Winter, wenn es eben wieder heller wird. Johannes gilt als sein Vorläufer und Prophet – ein halbes Jahr vor Weihnachten ist sein Tag. Angegliedert, aber nicht fest verbunden mit der Sonnenwende heute Mittag. Frei wie das Leben, zu dem das Christentum einlädt.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren