Hochwasser
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Hochwasser

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg

Vor knapp sechs Wochen hat es das Dorf getroffen, in dem ich wohne. So viel hatte es geregnet, dass der kleine Bach urplötzlich anschwoll zu einem breiten Strom. Keller standen unter Wasser, Autos versanken, für Stunden war kein Durchkommen auf den überfluteten Straßen. Viele hat es in Hessen in dem zu Ende gehenden Frühjahr bereits erwischt, selbst die Großstadt Frankfurt blieb nicht verschont. Den Naturgewalten sind wir, allem Fortschritt zum Trotz, immer noch hilflos ausgeliefert. Das Wasser kam ganz schnell. In wenigen Minuten verwandelten sich Wiesen in Seen und Straßen in Flüsse. Keine Zeit, Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Zum Glück kamen Menschen nicht zu Schaden. Zum Glück waren Helfer rasch zur Stelle, das Schlimmste zu verhindern. Und fast so schnell, wie es gekommen war, lief das Wasser auch wieder ab. Zurückgelassen hat es Unsicherheit und Angst. Wenn Regen angekündigt ist, sorgen viele in den tiefer gelegenen Straßen mit Sandsäcken vor. Die Gaststätte in der Ortsmitte hat die Kellerfenster zugemauert. Manche träumen von der plötzlich hereinbrechenden Flut, die im Nu alles mit sich nimmt und zerstört, was Generationen aufgebaut haben. Weil niemand sich allein vor einem Hochwasser schützen kann, wächst die Bereitschaft, einander zu helfen und gemeinsam vorzusorgen. Von einem Hochwasser weiß auch die Bibel zu erzählen. Sie nennt es Sintflut. Sie bricht herein, als ein Zusammenleben auf der Erde nicht mehr möglich ist. Niemand vertraut den anderen. Jeder versucht jeden zu übervorteilen. Sünde nennt das die Bibel. Und sie erzählt von der Selbstlosigkeit Noahs, der nicht nur Menschen, sondern sogar Tiere rettet in seiner Arche. So kann das Überleben gelingen! Bei Noah braucht es dazu auch eine ganze Portion Gottvertrauen. Mitten auf dem Land baut er sein mächtiges Schiff. Er wird gehänselt und verspottet. Bequem ist das nicht! Doch Noahs Vertrauen erweist sich als die bessere Option. Als das Wasser kommt, wird die Arche zum Rettungsboot. Als das Wasser geht, bleibt der Regenbogen. Und der ist bis heute ein Denkmal für mehr Zusammenhalt. Nicht nur in Hessen.

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