Heute vor einem Jahr
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Heute vor einem Jahr

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt

Ich erinnere mich noch genau, heute vor einem Jahr: Kurz nach dem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande in Manchester explodierte eine Bombe. Der Täter hatte vor dem Anschlag zu einer Verwandten gesagt: Das wird die Rache für den Tod eines muslimischen Freundes. 23 Menschen sind in Manchester gestorben, 512 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Bis heute erschüttert mich dieser Anschlag. Vor allem, weil so viele junge Leute Opfer waren! Viele der 20.000 Besucher in der Arena in Manchester waren Kinder und Jugendliche. Premierministerin Theresa May hat direkt danach gesagt: Das ist eine "besonders abstoßende und abscheuliche Tat".

Ich kann das noch immer nicht verstehen. Da jagt sich einer in die Luft und nimmt unschuldige Menschen mit in den Tod. Das passiert so oft, und das auch noch, indem sich Attentäter auf Gott und Glauben und Religion berufen. Wenn solche Attentate passieren, frag ich mich: Wie kommen diese Menschen dazu, zu glauben: Ich töte, weil es Gott gefällt?

Für mich hat Gott die Welt geschaffen und uns Menschen die Erde gegeben, damit wir leben. Unser Auftrag ist, mit der Welt und den Menschen sorgsam umzugehen. Das bedeutet für mich: Lebe friedlich auf dieser Erde. Und tue etwas dafür, dass die Erde erhalten bleibt, auch für die Generationen nach uns.

Ich weiß mich da in guter Gesellschaft. Die Liebe Gottes zu den Menschen und seiner Schöpfung, die erlebe ich auch in anderen Religionen. Juden und Muslime haben mich immer wieder beeindruckt dadurch, dass sie wertschätzend mit anderen Menschen umgegangen sind. Ich bin der festen Überzeugung: Religionen sollen das Zusammenleben der Menschen friedlich regeln. Werte wie Toleranz, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit sind auch aus den Religionen heraus entstanden.

Ich finde es verrückt, dass Menschen Religion missbrauchen. Dass sie im Namen Gottes anderen Menschen schaden oder sie sogar töten. Für mich ist Religion etwas Anderes: Deswegen versuche ich, Menschen zusammenzubringen, wie in einer Veranstaltung mit meiner Schule. Mit Schülerinnen und Schülern der unterschiedlichen Religionen wollen wir Texte hören, die in den Heiligen Büchern der Religionen stehen. Sie sollen uns zeigen: Gott will Frieden auf der Erde und unter den Menschen. Ich weiß, dass fast alle Menschen, die an Gott glauben, so denken. Das hat auch vor einem Jahr nach dem Terroranschlag der Bürgermeister von Manchester gesagt: „Wir sind viele, sie sind die Wenigen. Die Bürger von Manchester werden sich für immer an die Opfer erinnern und den Terroristen trotzen."

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