Tag der Arbeit – Warum es den ersten Mai zweimal geben müsste
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Tag der Arbeit – Warum es den ersten Mai zweimal geben müsste

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Füße hoch oder Demo, das sind die Klassiker am ersten Mai.
Entweder ausspannen und den freien Tag genießen, oder hin zu einer Kundgebung und am Tag der Arbeit, mitkämpfen für angemessen bezahlte Arbeit für möglichst viele.
Nicole Nestler ist schon entschieden. In Wiesbaden arbeitet sie für die Kirche im Bereich Gesellschaftliche Verantwortung. Sie steht heute mit anderen Kirchenmitgliedern auf dem Wiesbadener Kranzplatz an einem Stand zwischen Gewerkschaften, Parteien und Verbänden.
Ich habe mit ihr gesprochen, weil ich verstehen will, was sie als kirchliche Mitarbeiterin motiviert. Nicole Nestler meint, dass sie sich mit vielen zusammen für eine Gesellschaft einsetzen will, in der Schwächere nicht ausgegrenzt werden. .Sie begründet das mit der Würde, die alle Menschen von Gott haben. Wörtlich sagt sie: „Wir wollen nicht zulassen, dass Ausgrenzung, Missgunst und Neid den Boden für die bereiten, die mit scheinbar einfachen Lösungen unsere Gesellschaft zu spalten versuchen.“
Und dann kommt sie auf das Thema, was viele mit dem Tag der Arbeit vor allem verbinden: gerechte Löhne. Sie sagt, dass sich in unserem reichen Land Armut anders zeigt als in vielen ärmeren Regionen der Welt.
In Deutschland ist die Armut oft versteckter, aber auch bei uns grenzt sie aus. Am Schluss kommt sie auf die Bibel zu sprechen, wenn sie sagt: Auch Christinnen und Christen müssen für die Rechte der Schwachen eintreten und daran erinnern, was Jesus gesagt hat: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“.
Nun frag’ ich mich: Was denn nun? Füße hoch oder Demo?
Mal ausspannen vom Arbeitsstress oder mitkämpfen für eine solidarische Gesellschaft ohne Armut?
Ich finde beides wichtig, eigentlich müsste es den 1. Mai zweimal geben.

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