Die Hippie-Jünger und Jesus Christ Superstar – Zum 70. Geburtstag von Andrew Lloyd Webber
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Die Hippie-Jünger und Jesus Christ Superstar – Zum 70. Geburtstag von Andrew Lloyd Webber

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

Zu meinen Vorbereitungen auf Ostern gehört: einmal „Jesus Christ Superstar“ anhören oder auf youtube einzelne Szenen anschauen. Dieses Jahr habe ich dafür noch einen Grund mehr: Andrew Lloyd Webber, der Komponist des Musicals, wird heute 70.
Sein Flower-Power-Jesus ist Kult. Das Musical zeigt die Jünger von Jesus als eine Hippie-Aussteiger-Truppe, die bunt und laut durchs Land zieht. Sie tragen Walle-Gewänder, schwenken Palmen und singen: „Hosanna, Heysanna,– hej, JC, won’t you smile at me, Sanna ho, sanna hey, Superstar!“ Das Leben mit Jesus ist für sie eine Dauer-Party. Alles fühlt sich himmlisch-leicht an.
Irgendwann ist im Musical Schluss mit lustig. Den Priestern geht der Hype auf die Nerven. Die Anhänger von Jesus kommen ihnen vor wie außer Rand und Band. Sie befürchten, dass die Römer darin einen Aufstand sehen. Dieser Jesus muss weg! Dieser Jesus muss sterben!
Eine der stärksten Szenen in „Jesus Christ Superstar“, finde ich, ist Jesus in Gethsemane. Jesus ist allein in einer Felsenlandschaft. Er sieht seinen Tod am Kreuz kommen. Aber vorher will er von seinem Gott wissen: „Warum soll ich sterben? Kannst du, Gott, diesen Kelch nicht an mir vorübergehen lassen? Ich will sein Gift nicht trinken. Oder ich will wenigstens wissen, warum.“ In immer höheren Tönen singt Jesus: „Gott, du bist doch sonst immer überall. Zeig mir jetzt ein bisschen was von dir! Du bist ziemlich gut darin, was wann wie passieren soll, aber nicht so gut im Warum.“
Andrew Lloyd Webber, der Komponist von „Jesus Christ Superstar“, hat sich das nicht ausgedacht. In der Bibel steht, wie verzweifelt Jesus in Gethsemane gebetet hat. So geht Beten: Gott mit aller Kraft herausfordern. Wenn Gott das Leiden schon nicht verhindert, dann soll er mir zeigen, dass er bei mir ist. In meinen schlimmsten Stunden will ich Gott spüren, ganz nah.

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