Folgenreiche Fernsehwette
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Folgenreiche Fernsehwette

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim

Heute denke ich an einen Fernsehmoment zurück, der mich als Schüler wirklich sehr beeindruckt hat. Und ich spüre wieder die Betroffenheit von damals, auch wenn das jetzt fast vierzig Jahre her ist: 1981 hat der Schauspieler Karlheinz Böhm bei der Fernsehshow „Wetten dass“ das Millionenpublikum zu einer provokanten Wette herausgefordert. Und er hat auch noch im selben Atemzug betont, dass er die Wette sehr gerne verlieren möchte. Heute wäre Karlheinz Böhm übrigens 90 Jahre alt geworden, er ist 2014 gestorben.

Karlheinz Böhm hatte in der Show vorher eindringlich über die schreckliche Lage der Menschen in mehreren afrikanischen Staaten gesprochen, vor allem in Äthiopien. Und daraus dann seine Wette abgeleitet: Er hat behauptet: Nicht einmal ein Drittel aller Zuschauer würden ihren inneren Schweinehund überwinden und eine Mark für die Menschen in den geschundenen Ländern spenden.

 

Dass jemand eine Wette eingeht und hofft, sie zu verlieren, war ein krasser Verstoß gegen die Regeln dieser schon damals extrem beliebten Sendung. Denn auch bei dieser Show hat sich natürlich alles ums Gewinnen gedreht. Doch mir und sicher auch vielen anderen Zuschauern hat das sofort eingeleuchtet.

Karlheinz Böhm hat schließlich seine Wette gewonnen. Trotzdem sind rund 1,2 Millionen Mark an Spendengeldern zusammengekommen. Auf dem Fundament dieser Millionen-Spende hat er das Hilfswerk „Menschen für Menschen“ aufgebaut. Dass diese Hilfe wirklich etwas Sinnvolles bewirkt, davon habe ich mich in einer Projektgruppe an meiner Darmstädter Schule immer wieder überzeugen können. Ich war beeindruckt.

Und das bin ich immer noch. Auch wenn ich Verbindungen zwischen Showgeschäft und Spendenwesen mittlerweile kritischer sehe, weil manchmal nicht klar ist, ob Publicity oder professionelle Hilfe das Ziel ist. Mir hat Karlheinz Böhm die Augen für ein drängendes Problem geöffnet. Daher denke ich heute wirklich dankbar an ihn zurück. Er hat sich übrigens nach der Spendenaktion ganz dieser Hilfsorganisation verschrieben. Und ich nehme mir vor, weiterhin nicht abzustumpfen, wenn jemand glaubwürdig zu Mitmenschlichkeit aufruft.

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