Kostbarer Krimskrams
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Kostbarer Krimskrams

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim

Seit einigen Jahren ist bei mir im März Jagdsaison: Ich entrümpele mein Büro. Und gehe recht konsequent auf die Pirsch nach allem, was dem Raum Licht und Luft wegnimmt. Offenbar hilft mir die Aussicht auf einen von Ballast befreiten Start ins Frühjahr dabei, dass ich in dieser Zeit besonders viel Energie habe, um mich von Dingen zu trennen. Und angegilbte Papierstapel oder halb eingetrocknete Textmarker nicht einfach bloß von einer Ecke in eine andere zu räumen.

Doch diesem Aufräum-Adrenalinstoß beim Frühjahrsputz zum Trotz, für den ich ja eigentlich sehr dankbar bin: Auch in diesem Jahr wird mein Büro nach „Jagdsaison-Ende“ im April nicht so spartanisch aussehen wie die Muster-Zimmer auf den Fotos in Aufräum-Ratgebern. Obwohl ich ja Aufnahmen von blitzblanken, kahlen Schreibtischoberflächen durchaus faszinierend finde. Oder von Regalen, in denen wohlgeordnete Bücher strammstehen, ohne dass Souvenir-Kram im vorderen Bereich der Regalbretter den Blick auf sie verstellt.

Denn auch wenn ich mutig ausmiste: Viel Krimskrams, der mir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen ist, hat auch in der Jagdsaison Schonzeit. Die kleine Kerze in Schildkröten-Form wird das Aufräumen sicher überstehen. Ebenso die Schneekugel mit einer Vogelscheuche in der Mitte. Und keinesfalls würde ich je daran denken, einen Miniatur-Schreibtisch wegzugeben, auf den jemand per Hand den Hinweis „Lehrerpult“ aufgemalt hat.

All diese Krimskrams-Dinge sind nämlich liebgewordene Erinnerungen an wichtige Erlebnisse und vor allem Menschen in meinem Leben. Und solche Souvenirs beleben, sofern sie nicht überhand nehmen, die Lebensqualität in meinem Arbeitszimmer enorm. Auch wenn ich sie im Alltag nur selten wahrnehme: Sie gehören eben doch zum Inventar. Denn es gibt immer wieder Momente, da schweift mein Blick vom PC-Bildschirm ab, trifft auf den Mini-Lehrertisch – und mir fallen wieder die guten Wünsche zum Berufsstart ein, die mit diesem Plastikteil verbunden sind.

Und so stelle ich immer wieder fest: Mancher im strengen Sinne nutzlose, aber trotzdem kostbare Krimskrams gehört einfach zu meinem Leben dazu. Er verhindert zwar, dass mein Büro als Foto-Motiv für Aufräum-Ratgeber Karriere macht. Aber er sorgt dafür, dass ich mich an einem Ort, an dem ich nun mal viel Zeit verbringe, wohl fühle. Und das ist für mich enorm viel wert.

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