Eine Chance für den Frieden – Zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Südkorea
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Eine Chance für den Frieden – Zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Südkorea

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Heute Mittag werden die Olympischen Winterspiele in PyeongChang eröffnet. PyeongChang, für unsere Ohren klingt der Name des Bergstädtchens in Südkorea ganz ähnlich wie der der Hauptstadt Nordkoreas, Pjöngjang. Tatsächlich liegen aber Welten zwischen PyeongChang und Pjöngjang. Seit über 60 Jahren ist die koreanische Halbinsel getrennt durch die gefährlichste Grenze der Welt.
Die Olympiastadt PyeongChang im Süden gehört zu einem aufstrebenden Industriestaat. Hyundai, Samsung und LG sorgen für eine boomende Wirtschaft. Den Menschen steht die Welt offen. Die Jungen sprechen von Leistungsdruck und Konkurrenz und vergnügen sich mit Popmusik und dem World Wide Web.
Pjöngjang in Norden dagegen steht für einen kommunistischen Staat, der mit Atomraketen droht und wie kein anderer auf der Welt vom Militär bestimmt ist. Die Menschen leiden unter Hunger und Wirtschaftssanktionen. Keine Chance auf Internet, freie Presse, freie Berufswahl, Religionsfreiheit.
Viele Koreaner empfinden sich trotzdem als ein Volk, das gerne isst und tanzt und singt. Sie wollen zusammengehören und sehnen sich nach Frieden für das ganze Land.
Wiedervereinigung, viele von uns wissen noch, wie sich das anfühlt. Auch die fast 100.000 meist jüngeren Menschen, die im vergangenen Jahr die Gedenkstätte Point Alpha in der Rhön besucht haben. Dort hatte der Eiserne Vorhang unser Land getrennt. Auch 500 Südkoreaner waren unter den Besuchern von Point Alpha. Das muss sie berührt haben, am Zaun entlangzulaufen mal auf dieser Seite, mal auf der anderen. Vielleicht hat es ihnen Hoffnung gegeben. Ich freue mich auf spannenden Wintersport in den nächsten Tagen. Ich wünsche mir aber auch, dass die Olympischen Spiele der Vision vom Frieden in Korea eine Chance geben. Frieden braucht Bilder, die vor Augen führen, wie es ist, wenn Frieden herrscht in mir, mit den Menschen neben mir und mit Gott. Die Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche vor der deutschen Wiedervereinigung waren inspiriert von einem Bild des Propheten Jesaja: „Da werden die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk das Schwert gegen das andere erheben, und sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen. (Jes. 2,4).
Ein langer Weg für Korea, mag sein. Ich hoffe, die Spiele sind für Korea ein Schritt auf dem Weg zum Frieden.

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