Trump und die alternativen Fakten
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Trump und die alternativen Fakten

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

Ja, auch ich sage nicht immer die Wahrheit. Im Alltag gehören Lügen, wenn wir ehrlich sind, selbstverständlich dazu. „Nein, nein, du störst nicht“ oder „Danke, mir geht’s gut“. Solche Sätze gehen auch mir über die Lippen, ohne dass ich mir einer großen Sünde bewusst wäre. Obwohl es schon in den 10 Geboten heißt: Du sollst nicht lügen! Aber nicht jede Lüge ist gleich schlimm. Trotzdem bin ich in den letzten Monaten sensibler geworden für Lüge und Wahrheit. Und ich versuche wirklich, weniger zu lügen. Und mehr bei der Wahrheit zu bleiben. Denn im Moment hab ich das Gefühl: Das Bewusstsein, dass Lügen prinzipiell eben doch Sünde und etwas Schlechtes ist, diese Bewusstsein geht etwas verloren.

Natürlich hat das auch mit dem derzeitigen amerikanischen Präsidenten zu tun. Donald Trump geht so skrupellos mit der Wahrheit um, dass es mich immer wieder schaudert. Was haben er und sein Team in diesem ersten Amtsjahr nicht alles behauptet: Seine Amtseinführung sei die mit dem größten Publikum aller Zeiten gewesen. In einer amerikanischen Stadt habe es ein Massaker gegeben, und in Schweden einen Terroranschlag von Einwanderern – und immer wieder kam heraus: Das stimmt überhaupt nicht. Es lässt sich widerlegen. Es waren keine Tatsachen, auch wenn manche noch so sehr von den „alternativen Fakten“ sprachen.

Mich beunruhigt, dass solche „alternativen Fakten“ auch bei uns in Deutschland hoffähiger werden. Dinge werden behauptet und oft genug als Gerüchte ins Netz gesetzt – ohne, dass Menschen nachprüfen: stimmt denn das überhaupt? Viele von diesen Unwahrheiten lassen sich mit ein paar Klicks und Recherchen widerlegen. Und trotzdem halten sie sich hartnäckig. Oft genug schaden sie Menschen, oder sie vergiften das gesellschaftliche Klima.

Ich habe mir vorgenommen: Ich will selbst weniger lügen, auch nicht, wo es mir gerade leicht über die Lippen geht. Und vor allem: Ich will Dinge überprüfen, die mir andere erzählen oder die ich irgendwo lese und bei denen ich denke: kann das sein, stimmt das wirklich? Eine gesunde Portion Skepsis: die braucht es heutzutage, finde ich. In dieser Zeit der „alternativen Fakten“.

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