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Chad Kröger: „Hero“
Bildquelle Pixabay

Chad Kröger: „Hero“

Stephanie Rieth
Ein Beitrag von Stephanie Rieth, Bevollmächtigte des Generalvikars und Dezernentin im Bistum Mainz

I am so high, I can hear heaven.

I am so high, I can hear heaven.

Oh but heaven,

no heaven don't hear me.

 

And they say that a hero can save us.

I'm not gonna stand here and wait.

I'll hold on to the wings of the eagles.

Watch as we all fly away.

 

Ich bin so weit oben, ich kann den Himmel hören

Ich bin so weit oben, ich kann den Himmel hören

Oh aber der Himmel,

nein der Himmel hört mich nicht.

 

Und sie sagen, dass ein Held uns retten kann,

ich werde hier nicht stehen und warten,

ich werde mich an den Flügeln der Adler festhalten.

Schau, wie wir alle wegfliegen.

Himmel und Adlerflügel bringen mich in Gedanken zurück in den Sommer 2002. Mein Mann und ich waren da auf Hochzeitsreise auf Lanzarote. An einem Nachmittag sind wir dort ins Kino gegangen: Spiderman lief gerade an, den wollten wir unbedingt sehen.

Ich habe den Film nicht Wort für Wort verstanden, aber das war auch gar nicht nötig. Ich war hin und weg vom Helden des Films, von Spiderman oder Peter Parker oder doch vielleicht eher von Tobey Maguire? Es hat mich angerührt, wie er den Helden gespielt hat.

Keiner, der vor Selbstbewusstsein strotzt und sagt: „Hier bin ich und rette die Welt!“ Eher nachdenklich und schüchtern zeigt er den gebrochenen Helden, einer der immer wieder an sich selbst und an der Welt zweifelt und verzweifelt.

Und das klingt auch in dem Song „Hero“ durch – das war die Musik zum Film. Spiderman, das ist der Hero, der Held – auch wenn er das nicht frei gewählt hat.

Aber wenn Not ist, wenn die Katastrophe droht, nimmt er seine Heldenrolle immer wieder an. Dann schwingt er sich zwischen den Hochhäusern New Yorks durch die Luft in Richtung Himmel. Spiderman bleibt nicht stehen und wartet. Er sieht und hört die Menschen, die auf ihn hoffen und die sagen: Ein Held kann uns retten.

And they say that a hero can save us.

I'm not gonna stand here and wait.

I'll hold on to the wings of the eagles.

Watch as we all fly away.

Man muss den Film „Spiderman“ nicht gesehen haben. Die Filmmusik von damals, der Song „Hero“, um den es heute geht -, die erzählt eine Heldengeschichte auf ganz eigene musikalische Weise. Ich finde, man kann richtig hören, wie sich Spiderman durch die Häuserschluchten schwingt.

Der Song stammt von Chad Kroeger, auch bekannt als Sänger der kanadischen Rockband Nickelback. Und mit diesem Titelsong zum Film ist ihm ein echter Ohrwurm gelungen. Er singt ihn zusammen mit Josey Scott, dem Sänger der US-amerikanischen Metalband Saliva.

Mit diesem Song bin ich heute unterwegs auf Sinnsuche und dem, was Helden uns zu sagen haben.

„Aus großer Kraft folgt große Verantwortung!“ so sagt es Ben Parker im Film zu seinem Neffen und Ziehsohn Peter. Spiderman – das ist die Geschichte von Peter Parker, der als Waise bei Onkel und Tante aufwächst und sich nicht so richtig zurecht findet in dieser Welt, der sich einsam fühlt, nicht besonders beliebt ist und heimlich in Mary verliebt ist, seine Nachbarin.

Und dann wird Peter von einer genmanipulierten Spinne gebissen. Von da an ist nichts mehr, wie es war. Das Gift der Spinne stattet ihn mit ganz besonderen Fähigkeiten aus, es gibt ihm das Potential, ein Held zu sein. Er entwickelt übermenschliche Kräfte, kann wie eine Spinne an glatten Wänden hochklettern, sich an kräftigen Spinnfäden durch die Luft schwingen.

Anfangs kann er nicht so viel damit anfangen. Erst als sein Onkel durch ein tragisches Verbrechen stirbt, erkennt er, was es bedeutet, ein Held zu sein: Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.

Und in der Welt von Peter Parker gibt es viel zu tun, denn die Welt ist voll von Morden und Blutvergießen.

Someone told me that love would all save us.

But how can that be?

Look what love gave us.

A world full of killing, and blood-spilling,

that world never came.

Jemand erzählte mir, dass die Liebe uns alle retten wird, aber wie kann das sein?

Schau, was die Liebe uns gegeben hat,

eine Welt voll von Morden und Blutvergießen,

nein, jene Welt ist nie gekommen...

Die Welt ist voll von Morden und Blutvergießen: 2001, als der Song geschrieben wurde, hat das durch die Anschläge vom 11. September eine neue Bedeutung bekommen. Im Video zum Song Hero sind Chad Kroeger und Josey Scott auf den Dächern von New York zu sehen. Unter ihnen die Stadt, die wenige Monate vorher eine der größten Katastrophen unserer Zeit erlebt hat. Die Anschläge auf die Twintower haben Trauer und Verzweiflung ausgelöst. Von jetzt auf gleich schien die Welt nicht mehr sicher. Die Sehnsucht nach Helden war groß, und es gab ja auch neue Helden, die des 11. September, die als Feuerwehrmänner ihr Leben gelassen hatten.

Film und Song waren am 11. September 2001 schon produziert, aber die Anschläge haben ihnen noch mal einen neuen, düsteren Klang gegeben: Hier ist die Welt, die voll ist von Morden und Blutvergießen.

Und komm mir nicht mit der Liebe, singt Chad Kroeger, die Liebe rettet uns nicht, es gibt sie nicht, die Welt voller Liebe. Hier habt ihr den Gegenbeweis.

And they say that a hero can save us.

I'm not gonna stand here and wait.

I'll hold on to the wings of the eagles.

Watch as we all fly away.

Es wird ein Held gebraucht. Einer, der der Bedrohung unseres Lebens und unserer Welt etwas entgegensetzen kann. Einer mit der Power, der Kraft und der Macht, etwas zu tun. Einen Messias?

Eine Art Heldenerwartung, die gab es schon einmal – zur Zeit Jesu. Gott hat seinem Volk versprochen: Ich sende euch einen Messias, einer, der euch befreit, zum Beispiel von der Herrschaft der Römer.

Und für einen Teil des Volkes war irgendwann klar: Dieser Jesus ist der ersehnte, der erwartete Messias. Aber anderen war Jesus viel zu sanft, zu lieb. Liebet eure Feinde, tut ihnen Gutes. Und wenn du auf die linke Wange geschlagen wirst, halte auch noch die rechte hin! So waren seine Worte, und das war für viele nur schwer vorstellbar, für manche unerträglich. Der Messias muss ein Held sein, einer der sich auch politisch einmischt, einer, der auch mal reinschlägt, wenn es nötig ist. Mit Liebe allein kommt man in dieser Welt nicht weit.

Wie sanft, wie schwach darf ein Held sein? Die Frage beschäftigt auch den Spiderman im Song. Ich sehe ihn oben über den Dächern von New York stehen, über dem Elend, das immer wieder passiert, und mit sich selbst ringen.

Now that the world isn't ending,

it's love that I'm sending to you.

It isn't the love of a hero,

that's why I fear it won't do.

Es ist Liebe, die ich dir schicke,

nun da die Welt nicht zu Ende geht.

Es ist nicht die Liebe eines Helden

und deshalb, fürchte ich, wird es nicht reichen.

Ich schicke dir Liebe – trotzdem! Weil ich sie in mir habe, scheint Spiderman zu sagen. Auch wenn ich weiß, dass sie nicht groß und heldenhaft genug ist, dass sie oft so wenig bewirkt. Ich schicke sie dir trotzdem.

Zu wem der Sänger, zu wem Spiderman da spricht, das wird aus dem Song heraus nicht ganz klar, vielleicht zu seiner großen Liebe Mary. Aber selbst seine Liebe zu ihr scheint ihm nicht groß genug, immer wieder hat er Zweifel. Weil er eben nicht der selbstbewusste Held ist, der das Vertrauen hat, dass alles gut wird. Und so ist auch seine Liebe nicht die eines Helden – aber die Liebe von Peter Parker, der tut, was er kann.

Tun, was ich kann. Lieben, so stark es eben geht. Mit den Gaben, die mir geschenkt sind, die mich einzigartig machen: Ich finde, das ist eine gute Botschaft, nicht nur für Filmhelden.

And they say that a hero can save us.

I'm not gonna stand here and wait.

I'll hold on to the wings of the eagles.

Watch as we all fly away.

Und sie sagen, dass ein Held uns retten kann,

ich werde hier nicht stehen und warten,

ich werde mich an den Flügeln der Adler festhalten.

Schau, wie wir alle wegfliegen.

Ich werde nicht hier stehen und warten, sondern das tun, was möglich ist. Ich finde das ist ein tolles Statement. Eines, das Mut macht, dem eigenen Helden in mir auf die Spur zu kommen. Es erinnert mich an ein Wort des Propheten Jesaja in der Bibel. Da heißt es: Die aber auf den Herrn hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel.(Jesaja 40,31)

And they're watching us (Watching us)

They're watching us (watching us) as we all fly away.

Ich bin überzeugt: Es gibt etwas in mir, das mich besonders macht, eine Fähigkeit, mit der ich die Welt in einem kleinen Bereich ein kleines bisschen besser machen kann – auch ohne Superheldenqualitäten. Und ich glaube, das gilt für jeden und jede von uns. Vielleicht haben Sie ja Lust bekommen, den Held in sich zu entdecken oder ihm ganz neu zu begegnen.

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