Playlist für das neue Jahr 2018
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Playlist für das neue Jahr 2018

Ksenija Auksutat
Ein Beitrag von Ksenija Auksutat, Evangelische Pfarrerin, Stockstadt

Meine Tochter erstellt für jeden Anlass eine eigene Playlist. Sie hört viel Musik und kennt sich gut aus. Für alles, was sie vorhat, stellt sie sich eine passende Musikmischung zusammen. Sie überlegt vorher, was sie gerne hören möchte, welche Musik zu welchem Anlass passt.
Das hat sie schon vor Jahren auch für uns als Familie gemacht. Sie wählte Stücke aus und brannte sie auf eine CD, die wir dann mitgenommen haben. Bei der Fahrt im Auto zum Familienfest nach Hamburg zum Beispiel. Sie ist so etwas wie eine DJ oder eben eine Musikredakteurin für unsere Familie.
Die Idee habe ich von ihr übernommen. Heute, am ersten Tag des Neuen Jahres, habe ich mir eine Playlist für 2018 zusammengestellt.
Welche Musik passt zu dem, was mir durch den Kopf geht heute Morgen? Wir haben den 1.1.2018, alles auf Anfang sozusagen. Ich frage mich: Was wird dieses Jahr für mich bereithalten? Was bringt es für mein Leben? Und wie wird es mit all den Aufgaben und Problemen sein? Denn was gestern war, geht heute irgendwie weiter.
Für mich ist das wichtigste Thema der Frieden. In den Nachrichten höre ich täglich von den bewaffneten Konflikten in unserer Welt. Waffen werden gebaut und verkauft, um damit Leben zu zerstören. Das gilt auch für militärisch genutzte Waffen. Sie schaffen entsetzliches Leid. Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Krieg. Darum steht Frieden für mich an erster Stelle. Und auch meine Playlist beginnt deshalb mit einem Song zum Thema Frieden. Ich glaube, den werden Sie auch kennen:

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John Lennon: Give peace a chance
(ca. 20’’ – 40’’)
www.youtube.com/watch
“All we are saying is give peace a chance
All we are saying is give peace a chance”

Give peace a chance – gebt dem Frieden eine Chance. Für mich ist das in diesem Jahr ein Anreiz. Es ist wichtig, dass jeder auf seine Weise versucht, sich für den Frieden einzusetzen.
Denn Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Das gilt schon im alltäglichen Umgang miteinander. Etwa, wenn wir Menschen begegnen, die uns fremd sind. Oder bei Problemen und Konflikten. Aber wo Friede einem ganzen Land fehlt, ist das Leben grundsätzlich bedroht. An so vielen Orten der Welt ist das schreckliche Wirklichkeit – für Frauen, Männer und Millionen von Kindern. Dem Frieden eine Chance geben – das wünsche ich mir vor allem von den Verantwortlichen in der Politik. Weltweit.
Und da bin ich beim zweiten Song in meiner Playlist für das Jahr 2018. Denn das nächste große weltweite Thema ist für mich die Umwelt. Der Klimawandel bedroht alle und alles. Immer mehr zeigt sich, wie wir Menschen die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten zerstören. Ich spiele dazu einen Song von Neil Young: „Who’s Gonna Stand Up?“ Wer steht dagegen auf?

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Neil Young: Who’s Gonna Stand Up?
(ca. 20’’ – 37’’)
www.youtube.com/watch
„Protect the wild, tomorrow’s child
Protect the land from the greed of man“

„Schützt das wilde Kind von morgen. Schützt das Land vor der Gier des Menschen“, singt Neil Young. Er fordert zu verändertem Handeln auf: „Baut die Staudämme zurück. Kämpft gegen Öl an. Schützt die Pflanzen und erneuert den Boden.“ Das sind nur einige seiner Forderungen an uns. Denn um unser Handeln geht es ihm. Er fragt:

Einspielen (ca. 49’’ – 1’20’’)
“Who’s gonna stand up and save the Earth?
Who’s gonna say that she’s had enough?
Who’s gonna take on the big machine?
Who’s gonna stand up and save the Earth?
This all starts with you and me”

„Wer wird aufstehen und die Erde retten? Wer wird sagen, dass sie genug hat? (…) Das alles beginnt mit dir und mir!“
Neil Young ist inzwischen 72 Jahre alt. Er hat schon früh beeindruckende politische Songs geschrieben: zur Situation der Bürgerrechte in den USA, für ein funktionierendes Wohltätigkeitssystem und gegen Kriegspolitik. „Who’s Gonna Stand Up“ aus dem Jahr 2014 steht in der Tradition solcher Protestsongs.
Neil Young fordert, dass man der Wirtschaft Grenzen setzen muss. Sonst hört die unersättliche Ausbeutung von Rohstoffen nie auf. Und er fragt uns, seine Hörer und Hörerinnen: „Who’s gonna stand up and save the Earth?“ Wer wird aufstehen und die Erde retten? Er appelliert damit an uns. Es kommt auf unsere vielen Kaufentscheidungen an, aber auch auf unser politisches Handeln, wenn sich in Umweltfragen etwas bewegen soll.
Puh, da meldet sich gleich zum Jahresbeginn mein schlechtes Gewissen. Wie oft denke ich, dass ich mehr tun müsste. Ok, es gibt die Online-Petitionen, an denen ich mich immer wieder mal beteilige. Ich spende für Projekte, in denen es um Bildung und Gesundheit von Frauen in armen Ländern geht. Ich bin zwar keine Vegetarierin, aber ich esse nur wenig Fleisch. Und wann immer es geht, lasse ich das Auto stehen und fahre Fahrrad. Aber oft denke ich, dass das längst nicht genug ist. Eigentlich müsste ich noch viel mehr ändern.
Für solche Gedanken habe ich auch einen richtig guten Song auf meiner Playlist. Es ist „On my way” von Phil Collins. Es war der Titelsong für den Disney-Film „Bärenbrüder“. Er erzählt die Geschichte des kleinen Jungen Kenjai, der in einen Bären verwandelt wurde. Er macht sich auf die Suche nach dem Ende des Regenbogens, denn nur dort kann er wieder Mensch werden, so die Verheißung.

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Phil Collins: On my way
(ca. 38’’ – 56’’)
www.youtube.com/watch
„Tell everybody I’m on my way
And I’m loving every step I take
With the sun beating down yes
I’m on my way
And I can’t keep this smile off my face”

„Sag allen hier, ich bin unterwegs und ich liebe jeden kleinen Schritt. Und die Sonne, sie strahlt. Ich geh meinen Weg, und habe dabei immer ein Lächeln im Gesicht“, singt der kleine Bär.
Mir gefällt diese selbstbewusste und mutige Haltung des Filmhelden. Denn er hat ja ein großes Problem zu bewältigen. Aber er geht einfach los, er gibt nicht auf, auch wenn er keine Ahnung hat, wie die Lösung aussehen wird. Er sucht sich auf seinem Weg Gefährten, Unterstützer. Er bleibt kein Einzelkämpfer.
Dieser Song von Phil Collins ist vielleicht musikalisch nicht sein stärkster. Aber mir gefällt er, die Botschaft macht mir Mut: losgehen, meinen Weg gehen. Es soll auch in diesem neuen Jahr immer mein ganz eigener Weg werden, das habe ich mir vorgenommen und daran erinnert mich heute Morgen Phil Collins ganz entspannt:

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2’05’’ – 2’25’’ (ausblenden)
“Cause I’m on my way now
Well and true, I’m on my way (Pfeifen…)

Der letzte Song, den ich heute Morgen auf meiner Playlist stehen habe, ist ein Lied von Gregor Meyle: Nimm dir Zeit. Auch dieser deutsche Titel hat mit meinem eigenen Weg zu tun. Denn ganz oft werde ich mich in diesem Jahr genau daran erinnern lassen müssen. Nimm dir Zeit.
Es gibt immer etwas, das darauf wartet, erledigt zu werden. Jemanden anrufen. Die Fenster putzen, am Sonntagnachmittag wieder einmal zu „Pulse of Europe“ gehen. Aber: Mein Leben braucht auch Freiräume.

Gregor Meyle: Nimm dir Zeit
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1’09’’ – 1’30’’ (ausblenden)
www.youtube.com/watch
„Komm nimm dir Zeit – viel Zeit
Bevor sie vorübergeht
Lass dir Zeit – viel Zeit – und spür
dass du lebst“

„Lass dir Zeit und spür dass du lebst.“ Ja, das will ich beherzigen im neuen Jahr! Spüren, dass man lebt – das geht doch am besten, wenn man nicht nur am Schreibtisch oder sonst irgendwo bei der Arbeit sitzt. Weil wir im Alltag höflich sein wollen, sagen wird oft: Ich habe keine Zeit. Aber ehrlicher wäre doch: Ich habe dazu keine Lust. Oder: Das ist mir doch egal, lass mich damit in Ruhe.
Ich will in diesem Jahr meine Zeit bewusst positiven Dingen widmen, mir Zeit nehmen für andere, für mich. Schon in der Bibel steht: „Macht den bestmöglichen Gebrauch von eurer Zeit, gerade weil wir in einer schlimmen Zeit leben.“ (Epheser 5,16) Soweit der biblische Rat. Das heißt für mich: Wenn mir etwas wichtig ist, dann nehme ich mir dafür auch Zeit.
Wichtig ist, wenn ich spüre, dass mein Herz für etwas schlägt. Ich spüre mich beim Gehen, wenn ich auf meinen Atem achte, wenn mich jemand in den Arm nimmt. Vielleicht heute Nachmittag bei einem Neujahrsspaziergang. Dafür will ich mir Zeit nehmen und spüren: Ich lebe.
Meine Playlist wird mich begleiten und mich immer wieder daran erinnern, was mir in diesem neuen Jahr wichtig ist: der Friede, die Bewahrung der Schöpfung, mein eigenes Handeln und auch mein Umgang mit mir selbst. Möge Gott mich dabei mit Segen begleiten. Und Sie auch!

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