Licht für andere sein

Licht für andere sein

Thomas Drumm
Ein Beitrag von Thomas Drumm, Evangelischer Pfarrer, Leiter der Akademiker-SMD, Marburg

Heute feiern unsere Freunde in Schweden den Luziatag. Bei uns in Deutschland ist das Fest weniger bekannt. Aber in Skandinavien träumt jedes Mädchen davon, selbst einmal Luzia zu sein und mit der Kerzenkrone Licht und Freude zu verbreiten.

Ella, die älteste Tochter unserer Freunde, ist heute Luzia. Ganz früh am Morgen ist sie als erste aufgestanden, hat ein weißes Kleid angezogen, einen roten Gürtel und sich den Kranz mit den brennenden Kerzen auf den Kopf gesetzt. Dann hat sie ihre Eltern und Geschwister geweckt und ihnen die ersten Weihnachtsplätzchen gebracht.

Später am Tag waren auf den Straßen Luzia-Prozessionen. Da wird gesungen. Süße Safrankringel werden verteilt. Und dann gehen alle in den großen Luzia-Gottesdienst. Die „echte“ Luzia war eine junge Christin. Sie lebte in Italien in einer Zeit, als es verboten war, Christ zu sein. Sie wurde getötet, weil sie ihren Glauben nicht aufgeben wollte. An sie erinnert man sich heute am 13. Dezember.

Ich frage Ella: „Und was hat es mit der Kerzenkrone auf sich?“ Sie erklärt es mir so: Luzia bringt den Armen und den Gefangenen heimlich Essen – nachts, wenn es stockfinster ist. Sie will so viel Essen wie möglich zu ihnen tragen. Darum setzt sie sich einen Kranz auf den Kopf und steckt da Kerzen rein. So kann sie im Dunkeln sehen und hat beide Hände frei zum Körbetragen.

Diese Frau trägt ihren Namen zu Recht: Luzia, die Leuchtende. Ihr Glaube strahlt aus. Nun laufen wir nicht alle mit einer Kerzenkrone durch die Straßen. Aber ich kann für andere zum Lichtblick werden: durch ein Lächeln an einem düsteren Tag, mit der kurzen Nachricht „Ich denke an dich“ oder durch eine Brezel, die ich für den Obdachlosen kaufe.

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