Tag der Toleranz
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Tag der Toleranz

Ein Beitrag von Sandra Matz, Pfarrerin, Evangelisches Gemeindenetz an der Nördlichen Bergstraße, Alsbach

Mein Großer ist 6 Jahre alt geworden und diskutiert viel. Das ist schön und anstrengend zugleich. Wir stehen in dicken Jacken an der Tür, da sagt er: „Mama, weißt Du … Mir ist nicht kalt. Ich ziehe meine Mütze nicht an.“ Als Mutter meine ich beurteilen zu können, dass eine Mütze bei 9 Grad durchaus angebracht ist. Er sieht das anders. Und schwitzt – angeblich. Ich bin genervt und beuge mich zu ihm hinunter. Wir führen ein kurzes Gespräch über das Für und Wider von Mützen bei Schietwetter.

Heute ist der internationale Tag der Toleranz, ein Tag den die Vereinten Nationen seit über zwanzig Jahren begehen. Sie begründen es wörtlich so: „Toleranz bedeutet, dass alle Menschen natürlich mit allen Unterschieden (…) das Recht haben, in Frieden zu leben und so zu bleiben, wie sie sind. Dazu gehört auch, dass die eigenen Ansichten anderen nicht aufgezwungen werden dürfen.“

Was die Vereinten Nationen sagen, hat für mich als Christin noch einen tieferen Grund: Gott hat jeden Menschen verschieden geschaffen – und schon deshalb ist es meine Aufgabe, mit ihnen auszukommen. Das muss ich allerdings üben, denn es ist nicht immer leicht, im Großen wie im Kleinen: Akzeptieren, dass andere anders fühlen, denken oder glauben. Frieden kann nur da entstehen, wo wir anderen zugestehen, eine andere Sichtweise zu haben als wir selbst.

Natürlich meinen es Menschen oft auch nur gut mit ihrem Gegenüber, wenn sie ihre Meinung durchsetzen wollen. So wie ich mit meinem Sohn. Doch auch wenn es Situationen gibt, in denen ich für ihn entscheiden muss: Ich muss mir Zeit nehmen und zuhören. Auch wenn ich meine zu wissen, was das Richtige ist. An dem Tag ist die Mütze zu Hause geblieben. Tatsächlich friert er nicht so leicht und krank wurde er auch nicht. So kam mir ein großes Wort wie Toleranz in einem kleinen Moment auf einmal ganz nah.

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