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Fake News - Tod des Denkens
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Fake News - Tod des Denkens

Dr. Joachim Schmidt
Ein Beitrag von Dr. Joachim Schmidt, Evangelischer Pfarrer, Darmstadt

Ich vermute, das Wort „Fake News“ hat in diesem Jahr gute Chancen, das „Unwort des Jahres“ zu werden. Fake ist englisch für falsch und news für die Information, fake news sind also Falschmeldungen.

Populär gemacht hat das Wort der amerikanische Präsident Donald Trump im Wahlkampf, und er benutzt es immer noch gern und häufig. Was ihm nicht passt oder was er einfach nicht weiß oder wissen will, das ist für ihn kein Grund zum Nachdenken, sondern einfach fake news, reiner Mist. Punkt. Wer Anderes sagt als Donald, der lügt. Keine Diskussion. Alles klar, Mr. President! Es gibt nur zwei Sichtweisen, Ihre und eine falsche. Schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Es ist leicht, sich über so eine schlichte Schwarz-Weiß-Sicht der Welt lustig zu machen. Ich fürchte nur, ein Stück solcher Fake-News-Mentalität steckt auch in Ihnen und mir. So ein Abwehr-Reflex, wenn einem etwas nicht in den Kram passt. Alles schien doch ganz klar. Und jetzt noch mal neu denken?

Diskutieren ist anstrengend. Und gar nicht so selten schaltet dann mancher auf stur, hört bei anderen Meinungen nicht hin oder tut sie ab: Die da haben doch keine Ahnung. Ich weiß, was ich weiß und will meine Ruhe haben. Da sitzt man dann im warmen goldenen Palast seiner festen Überzeugung in den Seidenkissen seiner Vorurteile und hütet sich, die Fenster aufzumachen. Es könnte ja kühl werden und frische Luft hereinkommen.

So ist das mit der Fake-News-Mentalität: Es ist die Angst vor neuen Gedanken. Wer alles Unbekannte zu Fake News erklärt, der kommt nicht weiter, der bleibt stehen, der versteinert. Fake News sind der Tod des Denkens. Natürlich gibt es auch jede Menge Lügen in der Welt. Aber es gibt ebenso viele Ideen, die Sie und ich uns noch nie haben durch den Kopf gehen lassen, und über die nachzudenken wichtig sein könnte. Vielleicht könnte man eine Menge lernen, weiterkommen, Fortschritte machen.

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