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Das Kreuz mit der Gewalt
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Das Kreuz mit der Gewalt

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Am Anfang war der Traum. Der Traum von der „Gelben Wand“, einer Tribüne im Dortmunder Fußballstadion. 25.000 Fans stehen da. Feuern ihre Mannschaft an. Singen und schwenken Fahnen. Doch der Traum ist ausgeträumt. Vor drei Tagen musste die Gelbe Wand leer bleiben. Als Strafe. Kein Fan durfte dort stehen. Weil sie mehr als nur gejubelt haben. Sie haben auch geprügelt, Menschen gejagt und Steine geworfen. Auf Kinder und Frauen des anderen Vereins. Tief gesunken sind sie, die treuen Fans der Gelben Wand. Tief bis zur Gewalt. Auf einmal wird hässlich, was vorher Freude war. Warum macht man das? Warum hasst man so?   
Weil einem sich vor sich selbst graut, denke ich. Weil man sich nicht aushält, wie man ist. Und Gegner braucht, um sich besser zu fühlen. Gewalt hat nötig, wer sonst nichts weiß. Mit sich nicht mehr zu leben weiß. Und keine Grenze will, die sagt: Das darfst du nicht, das ist unanständig. Dann trinkt man noch dazu und muss sich nicht mehr sehen als der, der man ist. Und nicht sein will. Steine und Flaschen werfen hilft zu nichts. Nur zu einem. Man fühlt sich groß und mächtig. Was man nicht ist.           
Es ist ein Kreuz mit der Gewalt. Wirklich: ein Kreuz. Was hatten sie alle von ihrer Gewalt. Am Kreuz in Jerusalem, damals. Oder die Gewalt der Christen, die Jahrhunderte die Welt erobern wollten. Von der Gewalt derer, die Bomben werfen. Was haben sie alle von ihrer Gewalt. Außer: noch mehr Gewalt. Es muss einer sein, der sagt: Hört auf damit. Macht euch nicht größer, mächtiger. Das tut kurz gut und lange weh. Es muss einer sein, der sagt: Bekennt euch zu euch. Selbst wenn ihr euch klein fühlt. Gewalt macht nur noch kleiner. Geachtet wird, wer auf sie verzichtet. Freiwillig. Wie damals der Heiland.

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