Adventszeit

Adventszeit

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Wie schön, morgen können wir alle wieder das erste Türchen an unserem Adventskalender öffnen. Sag mal, Fabian Vogt von der evangelischen Kirche: Ist der Adventskalender eigentlich ein typisch christlicher Brauch?

Nein, eigentlich nicht. Der Adventskalender wie wir ihn kennen ist zwar im kirchlichen Umfeld entstanden – aber er ist ziemlich jung: Der erste Kalender mit Türchen wurde überhaupt erst Anfang des 20. Jahrhunderts gedruckt – und der erste Schoko-Kalender kam 1958 auf den Markt. Umso faszinierender, wie schnell sich diese Idee verbreitet hat. Aber natürlich gab es auch schon vorher Versuche, die Tage irgendwie zu zählen: Indem man zum Beispiel 24 biblische Bilder aufgehängt hat, Kreidestriche an die Wand gemalt hat oder Strohalme in eine Krippe gelegt hat. Und immer ging es darum, das Warten auf Weihnachten bewusst zu gestalten.

Das heißt: Der Adventskalender hilft beim Warten?

Genau. Der strukturiert die Zeit des Wartens. Wobei man sich klar machen muss: Warten meint nicht … ich hocke da und lass die Dinge auf mich zukommen. Das Wort „Warten“ stammt ja von „Warte“ ab, also von „Beobachtungsposten" und bedeutet deshalb vor allem: „Ausschau halten“. Insofern ist der Adventskalender so was wie eine tägliche Erinnerung: Du hast noch so viele Tage Zeit, um Ausschau zu halten. Um den Blick nach vorne zu richten. Und um dir klar zu werden: Worauf warte ich eigentlich? Im Leben? Und an Weihnachten? Ich behaupte mal: Menschen, die von Weihnachten was erwarten, die werden dann vermutlich auch was erleben.

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