Rhetorik für Politiker
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Rhetorik für Politiker

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Letzten Sonntag war das Kanzler-Duell. Na ja, so richtig mitreißend fand es die Mehrheit der Zuschauer ja nicht. Da dachte ich mir, ich frag mal Fabian Vogt von der evangelischen Kirche: Jesus hat doch die Leute mitgerissen. Können unsere Politiker davon vielleicht was lernen?

Vorsicht: Jesus war kein Politiker. Aber er hat zum Beispiel in der Bergpredigt mal schön gesagt: „Eure Rede sei Ja Ja, Nein Nein – alles andere ist von Übel.“ Also: Macht klare, ehrliche Aussagen. Keine Taktiererei. Kein Um-den-heißen-Brei-Rumreden. Keine Angst, auch mal was Unangenehmes zu benennen. In dem Satz „Die Wahrheit wird euch frei machen“ hat Jesus das dann auf den Punkt gebracht. So eine Ehrlichkeit find ich auch im Wahlkampf gut.

Aber Wahrheit allein begeistert ja noch nicht.

Stimmt. Da kommt dann noch dazu, dass Jesus ein Visionär war. Einer, der die Leute gefragt hat: „Wie wollen wir leben?“ Und ihnen dann gesagt hat: „Ich weiß, dass es möglich ist, eine bessere Welt zu gestalten, eine Welt, die wirklich von der Liebe Gottes durchdrungen ist. Dafür sollten wir kämpfen.“ Das heißt: Jesus hat vor allem gesagt, wofür er ist. Nicht nur, wogegen er ist. Er hat den Menschen mit Geschichten und Gleichnissen vor Augen gemalt, warum es sich lohnt, für seine Vision zu kämpfen. Zum Beispiel: „Ich träume von einer Welt, in der Menschen, die eine harte Zeit durchmachen, mit offenen Armen empfangen werden. So wie ein Vater einen verlorenen Sohn mit offenen Armen empfängt.“ Von dieser Leidenschaft erhoffe ich mir im Wahlkampf noch ein bisschen mehr.

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