Quasimodogeniti
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Quasimodogeniti

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Der Sonntag heute hat bei evangelischen Christen einen echt komischen Namen: Er heißt Quasimodogeniti. Fabian Vogt von der evangelischen Kirche: Woher kommen eigentlich so ein seltsamer Name?

Also: Ich hab bei Quasimodogeniti früher immer an den Glöckner von Notre Dame gedacht – aber mit dem hat dieser Name natürlich überhaupt nichts zu tun. Nein, man wollte den besonderen Charakter eines Sonntags durch einen Namen ausdrücken. Und weil viele Jahrhunderte lang in der Kirche nur einmal im Jahr getauft wurde, nämlich in der Osternacht – hat man gedacht: Die ganzen frisch Getauften, die fühlen sich am Sonntag nach Ostern noch immer wie neu geboren. Und genau das heißt Quasimodogeniti übersetzt: wie neugeborene Kinder.

Und hat das für uns heute noch eine Bedeutung?

Na klar, den Ausdruck „Ich fühl mich wie neugeboren“ kennen wir ja alle. Und manchmal spürt man das schon … was weiß ich … wenn man unachtsam auf die Straße rennt, plötzlich hupt es, ein Auto fährt knapp vor einem vorbei und man denkt: Gott sei Dank – das hätte auch schief gehen können. Spannend finde ich dabei: Gerade Menschen, die eine schwere Krankheit überstehen, einen Unfall überleben oder nach einem Schicksalsschlag neu anfangen, fühlen sich ja nicht nur wie neugeboren, die überlegen oft auch ganz genau, wie sie in Zukunft leben wollen. Was für sie wirklich wichtig ist. Meist ist das ein total bewegender Prozess. Der Sonntag Quasimodogeniti ist deshalb eine Einladung, ganz neu darüber nachzudenken, worauf es im Leben wirklich ankommt – auch ohne überstandene Krise.

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