Protest unter pinken Mützen
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Protest unter pinken Mützen

Ein Beitrag von Janine Knoop-Bauer, Evangelische Pfarrerin, Darmstadt

Zum ersten Mal habe ich diese rosa Mützen mit Katzenohren beim womensmarch in Washington gesehen. Am Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump protestierten Hunderttausende, vor allem Frauen, auf den Straßen der USA. Die rosa Mütze war ihr Erkennungszeichen. Kreativ und ironisch bezogen sie damit Stellung gegen die oft frauenverachtende Rhetorik des neuen Präsidenten.

Seitdem sind die rosa Mützen zum Inbegriff des weiblichen Widerstandes geworden. Widerstand gegen jede Art sexualisierter Gewalt. Widerstand gegen eine Politik der Ausgrenzung und Unterdrückung. Aus dem Protestmarsch ist eine ganze Bewegung geworden: Das pussyhatproject. Über diese Internetseite organisieren Frauen ihre Aktionen. Sie laden zu Demonstrationen und Diskussionsveranstaltungen ein und vernetzen sich. Die Strahlkraft der Bewegung ist längst über die Vereinigten Staaten hinausgegangen.

Mittlerweile sieht man rosa Mützen auf Laufstegen bei großen Modeschauen in Paris und Berlin. Man sieht sie auf Konzerten und bei politischen Kundgebungen. Auch eine große Deutsche Frauenzeitschrift hat sie zum Symbol ihrer Kampagne „pinkfirst“ gemacht. Mit dem womensmarch ist etwas in Bewegung gekommen. Frauen stehen auf, solidarisieren sich und kämpfen für ihre Rechte. Die rosa Mützen sind zu einem weltweiten Zeichen geworden. Für mich ist es ein Hoffnungszeichen.

Für Hoffnung steht die Farbe Rosa auch in der kirchlichen Tradition. Jedem Sonntag im Jahr wird in der Kirche eine Farbe zugeordnet. Und zu zwei Sonntagen gehört traditionell die Farbe Rosa. Der eine liegt genau zwischen Karfreitag und Ostern. Der andere zwischen dem ersten Advent und Weihnachten. Und obwohl diese Tage so weit auseinanderliegen haben sie doch eines gemeinsam: Sie markieren jeweils die Halbzeit in den langen christlichen Fastenzeiten. Der vierte Sonntag vor Ostern und der zweite Sonntag im Advent markieren jeweils den Scheitelpunkt des Leidens – das Bergfest. Ihre Botschaft ist: Der Zenit des Leids ist überschritten: In das Lila, das die Farbe der Fastenzeit ist, mischt sich das Weiß der Christusfeste. Es hellt die Farbe des Leidens auf. Und es gibt schon einen Vorgeschmack auf die bevorstehende Freude.

Wäre das nicht wunderbar? Wenn das Rosa der Protestmützen auch in Bezug auf das Leiden der Frauen überall auf der Welt einen Zenit beschreiben würde. Wenn wir sagen könnten: Ab jetzt wird es anders. Ab jetzt spüren wir, wie sich die Machtverhältnisse wirklich umkehren. Spüren wir, wie Frauen noch selbstverständlicher alle Rechte ausüben, die für Männer schon immer selbstverständlich scheinen. Wäre es nicht wunderbar, wenn sich das harmlose Pink und Rosa entpuppen würde als eine solche Kraft der Veränderung. Und Mädchen und Frauen überall auf der Welt einer besseren – einer rosigen Zukunft entgegengingen? Ich hoffe darauf und das will ich gerne zeigen. Deshalb trage auch ich eine rosa Katzenmütze.

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