
Kleine Ursache große Wirkung
„Die da oben machen doch sowieso, was sie wollen“ oder „Ich bin doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe! Was kann ich als Einzelner schon tun?“, höre ich immer mal wieder von Menschen, die unzufrieden sind mit einer Situation, aber das Gefühl haben: „Ich kann ja doch nichts machen.“
Manchmal überschätzen wir „die da oben“, die so stark erscheinen und groß und mächtig. Manchmal verlassen wir uns zu sehr auf sie. Vielleicht sind wir auch zu autoritätsgläubig. Vor allem lenkt das von dem ab, was wir selber tun können.
Es gibt dazu ein indisches Märchen über einen Kolibri.
Es war einmal ein wunderschöner großer Fluss, an dessen Ufern ein riesiger Wald stand. In diesem Wald lebten viele Tiere: Elefanten, Löwen, Affen und noch viele andere Tiere. Eines Tages brach ein Feuer aus. Die Tiere hatten Angst, dass ihre Wohnungen und Nistplätze zerstört werden, und waren verzweifelt. Nur ein kleiner Kolibri ließ den Kopf nicht hängen, sondern flog zum Fluss, holte einen Schnabel voll Wasser und ließ diesen kleinen Wassertropfen über dem brennenden Wald fallen. Die anderen großen Tiere lachten ihn aus: Was will dieser kleine Kerl schon ausrichten? Der Kolibri antwortete: „Ich leiste meinen Teil, nun seid ihr dran!“
Mir gefällt dieses Märchen um den kleinen Kolibri. Er bleibt bei dem Waldbrand als Einziger nicht in Angst und Verzweiflung stecken. Er versucht, das zu tun, was er tun kann. Als die anderen Tiere ihn deshalb auslachen, sagt er etwas Entscheidendes:
„Ich leiste meinen Teil, nun seid ihr dran!“
Eine oder einer muss den Anfang machen. Ohne zu erwarten, dass gleich alle nachziehen.
Es braucht einen ersten Anstoß.
Einzelne Menschen, die im Kleinen beginnen und ihr Ziel hartnäckig verfolgen, stehen oft am Anfang großer Bewegungen. So auch in diesem Land, wo das Märchen erzählt wird.
1893 wurde ein junger indischer Anwalt aus einem südafrikanischen Zug geworfen. Der Grund dafür war offener Rassismus. Der junge Mann hat diese Demütigung Zeit seines Lebens nicht vergessen. Er sagte der südafrikanischen Regierung und später sogar dem mächtigen britischen Empire den Kampf an. Der Name des Mannes war Mahatma Gandhi. Mit ihm begann die Unabhängigkeit Indiens.
Jeder kann anfangen eine Veränderung auf den Weg zu bringen. Aus der eigenen Überzeugung heraus, durch seinen Glauben und aufgrund seines Gerechtigkeitssinns.
Ich brachte das Fass zum Überlaufen! Sagte der Tropfen.
Ich brachte das Feuer zum Überspringen! Sagte der Funke.
Ich brachte das Veilchen zum Blühen! Sagte der Sonnenstrahl.
Was ist das schon?
Ich habe in zwei Menschen die Liebe geweckt! Sagte das Zwinkern.
Klein fängt manches an und hat eine große Wirkung.