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Im Blumenladen
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Im Blumenladen

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Auf unserem Frühstückstisch in der Küche steht immer eine Rose. Es ist schön, früh morgens von ihr begrüßt zu werden. Sie erinnert uns an unsere Liebe, wenn wir den Tag gemeinsam beginnen.

Meistens kaufe ich sie am Abend vorher. Auf meinem Weg nach Hause gibt es einen schönen Blumenladen. Da sind die Rosen immer ganz frisch. Gestern habe ich eine lachsfarbene gekauft. „Etwas Grün dazu?“, fragte der Verkäufer und wickelte das Gebinde in Papier ein. Bei all den Einkaufstaschen am Arm habe ich mich ein bisschen umständlich angestellt, um das Rückgeld in mein Portemonnaie zu verstauen. Noch mehr unter Druck gesetzt hat mich das Gefühl: Da ist jemand hinter mir und beobachtet mich. Ich bin endlich fertig und drehe mich zum Gehen um. Tatsächlich: Der junge Blumenverkäufer steht da, lächelt mich an und hält mir die Tür auf.

„Bin ich denn wirklich schon so ein umständlicher Alter, dem man die Tür aufhalten muss?“, denke ich. Das Lächeln des jungen Mannes lehrt mich aber das Gegenteil. Er ist einfach freundlich und macht seine Arbeit gern.
Ich freue mich, Menschen zu erleben, die ihre Arbeit gerne tun. Von denen, die sie missmutig tun, haben wir schon genug.

Martin Luther hat gesagt: Jede Arbeit, die ein Mensch mit der richtigen Einstellung tut, ist Gottesdienst. Man tut dem anderen damit etwas Gutes. Und das ist es, was Gott will. Und darum, sagt Martin Luther, soll man seine Arbeit erstens zuverlässig und zweitens mit Freude tun.

Mein Blumenverkäufer arbeitet genau so: mit Freude und Aufmerksamkeit für die, denen er Rosen verkauft.

Und meine Frau hat sich auch wirklich über die lachsfarbene Rose gefreut.

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