Sechs Wochen Urlaub?
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Sechs Wochen Urlaub?

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Ich denke heute Morgen einmal besonders an meine Kolleginnen und Kollegen, die Religion unterrichten. Zwar sind noch Sommerferien, aber wie fast alle Lehrerinnen und Lehrer haben sie in dieser Woche keinen Urlaub, sondern Ferienkonferenzen und Vorbereitungen. Sie bereiten das neue Halbjahr vor, sprechen sich ab, fragen, was dran ist für die Schülerinnen und Schüler und planen vielleicht einen Schulanfangsgottesdienst. Religion ist ein besonderes Fach. Religion kann man nicht über den Kopf alleine lernen, da braucht es auch Herz und Hand. Auch das macht den Unterricht anspruchsvoll.

Der evangelische oder katholische Religionsunterricht, den das Grundgesetz garantiert, ist kein Unterricht über Religionen. Die Lehrerinnen und Lehrer begleiten ihre Klasse auch als Christinnen und Christen ihrer Konfession. Sie vereinnahmen sie nicht. Sie beurteilen und benoten nicht den Glauben der Schüler. Sie erzählen ihnen aber, was ihnen persönlich am Christsein wichtig ist, wenn das gefragt ist. Religion lebt davon, dass sich Menschen begegnen und miteinander sprechen. Sie will gedacht werden, aber auch erlebt und erprobt. Die Unterschiede zwischen katholisch und evangelisch spielen dabei höchstens am Rand eine Rolle.

Immer mehr nicht getaufte Kinder beinahe ohne religiöse Tradition nehmen am evangelischen Religionsunterricht teil. Sie profitieren davon, denn neben Naturwissenschaft und Kunst ist Religion ein wichtiger Zugang zur Welt, eine Art, die Welt zu verstehen und sich zu ihr zu verhalten.

Für die, die Religion unterrichten, steht am Anfang die Frage: Was bewegt meine Schülerinnen und Schüler im Augenblick? Dann: Was müssen sie wissen und können, um das zu bearbeiten? Dann geht es auch darum Geschichten aus der Bibel kennenzulernen. Besonders suchen die Schülerinnen und Schüler nach ersten Antworten auf die Frage: Wo komme ich her, wo gehe ich hin, welchen Sinn hat mein Leben – und wie kann ich es meistern. Ich wünsche allen, die in diesen Tagen einen solchen guten Unterricht vorbereiten, eine glückliche Hand. Was sie tun, ist so wichtig für die Bildung und Herzensbildung von Kindern und Jugendlichen.

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