Nordlicht

Nordlicht

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Letzte Woche war ich in Nordnorwegen, in Tromsö. Weil ich unbedingt mal das Nordlicht sehen wollte. Diese einzigartige Naturerscheinung, bei der der nächtliche Polarhimmel in bunten Farben leuchtet. Und siehe da: Ich hatte Glück. Es war kalt und wolkenlos. Und als ich mit einem Schiff in den dunklen Fjord gefahren bin, fing es plötzlich an. Über mir. Eine tiefgrüne Brücke aus Licht, die sich quer über das dunkle Firmament spannte. Wahnsinn. Im wahrsten Sinne des Wortes eine „Erscheinung“. Ja, alles war voller glitzernder Schlieren, die ständig in Bewegung waren. Als ob da jemand quer über Himmel tanzt.

​Kein Wunder, dass das Nordlicht auch „Brücke ins Jenseits“ genannt wird. Weil die Menschen früher dachten, diese tanzenden Lichter seien die Seelen der Verstorbenen, die fröhlich ins Paradies einziehen. Unfassbar beeindruckend. Schon der berühmte Polarforscher Fridtjof Nansen schrieb: „Das Nordlicht ist ein unendlich funkelndes Farbspiel, das alles übertrifft, was man sich erträumen kann.“ ​Ich habe mich dann mit dem Kapitän des Schiffes lange über die spirituelle Dimension des Nordlichts unterhalten, wobei ihm der christliche Glaube genauso wichtig war wie mir.

Irgendwann fing er an zu lachen. Als wir gerade zurück in den hell erleuchteten Hafen fuhren. Dann deutete er in den Himmel und sagte: „Siehst du: Jetzt gerade tanzt das Nordlicht über uns genau so wie vorhin in der Dunkelheit. Nur sehen wir es hier nicht mehr, weil in der Stadt die künstliche Beleuchtung alles überdeckt. Manchmal glaube ich: Mit Gott ist es genauso: Du musst die blendenden Lichter hinter dir lassen, wenn du ihm begegnen willst.“ Hat mir gefallen, das Bild.

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