
Gründonnerstag - was war da eigentlich?
Am Tag, bevor Jesus von Nazareth am Kreuz hingerichtet worden ist, hat er ein letztes Mal in Jerusalem mit seinen Jüngerinnen und Jüngern zusammengesessen. Sie haben gegessen und getrunken, ein Abschiedsmahl am Abend, bevor er verhaftet wird. So ist es an mehreren Stellen der Bibel nachzulesen.
Dieses letzte Essen mit Jesus wird nach seinem Tod zum Erinnerungsmahl, zum Abendmahl. Die christliche Gemeinde vergegenwärtigt sich in diesem gemeinschaftlichen Essen, was Jesus Christus ihr gegeben und bedeutet hat. Die Menschen fühlen sich darin bestärkt, an der Botschaft Jesu festzuhalten, in der Gemeinschaft zu bleiben und ihren Weg auch dann weiter zu gehen, wenn sie verfolgt werden oder Widerstand spüren.
Das ist es, woran am Gründonnerstag gedacht wird. Heute Abend werden Menschen auf der ganzen Welt das Abendmahl feiern. Ich finde das bewegend, dass ausgerechnet ein solches gemeinsames Essen – auch wenn es oft nur symbolischen Charakter hat – zum zentralen Ausdruck der christlichen Gemeinde geworden ist. Denn Essen und Trinken hält ja, wie es so schön heißt, Leib und Seele zusammen. Beim Essen und Trinken geht es ums Leben. Darum, dass wir uns stärken für den nächsten Tag, die nächsten Schritte. Und die, die zusammen essen, spüren, dass die anderen Menschen wichtig für ihr Leben sind.
Aber war da nicht noch was? Abendmahl – das hat doch auch mit Tod und Sünde und Vergebung zu tun!? Ja – auch das gehört zum Abendmahl. Wer in der Tradition dieses Essens, zu dem Jesus seine Freunde einlädt, das Abendmahl feiert, vertraut sich bewusst einem barmherzigen Gott an. So wie Jesus das auch getan hat. Darum bitten Menschen, die den Tod vor Augen haben, eine Pfarrerin oder einen Pfarrer, noch ein letztes Mal mit ihnen Abendmahl zu feiern. Da ist es dann nicht mehr die große Gemeinde, die zusammenkommt. Aber Gemeinschaft wird trotzdem erfahren. Gemeinschaft mit denen, die im Sterbezimmer dabei sind, Gemeinschaft auch mit denen, die den unbekannten Weg aus diesem Leben schon früher gegangen sind.
So hat das Abendmahl seinen Platz mitten im Leben und kann gemeinsam mit zigtausenden gefeiert werden, wie bei großen Kirchentagen. Und es kann auch am Ende des Lebens stehen und helfen, getrost Abschied voneinander zu nehmen.