Der soziale Zaun
In der Bibel gibt es das Prinzip „Schwerter zu Pflugscharen“. (Jesaja 2,4) Also etwas, das – sagen wir mal – eher schadet, wird verwandelt in eine Sache, die Gutes bewirkt. In Darmstadt gibt es seit Anfang des Jahres ein Projekt, das funktioniert so ähnlich. Das Projekt heißt der „soziale Zaun“. Ein Zaun ist normalerweise dazu da, etwas abzugrenzen. Er soll Leute daran hindern, ein Grundstück zu betreten oder über eine Grenze zu gehen. Es braucht Grenzen und Zäune zum Schutz. Aber manchmal sollen sie einfach nur abschrecken und ausschließen.
Benjamin Nover und seine Partnerin Sabrina Anna Hänsel haben in Darmstadt einen Zaun umfunktioniert. Er dient jetzt dazu, dass Menschen Spenden für Hilfsbedürftige daran aufhängen können. Wer will, knotet eine Plastiktüte mit Pullover, Jacke, Schuhen oder Zahnbürste an das Gitter des Zauns. Obdachlose oder andere Menschen, die nicht genug zum Leben haben, können davon mitnehmen, was sie brauchen. Benjamin Nover erzählt, wie er auf die Idee für den sozialen Zaun kam. Er hat selbst mehrere Jahre auf der Straße gelebt. Er sagt: „Darum weiß ich, dass es wichtig ist, dass man 24 Stunden am Tag an warme Kleidung kommt. Gerade wenn man als Obdachloser im Winter von einem Regenguss überrascht wird, bist du dankbar, wenn du irgendwo einen Pulli oder eine Jacke bekommst.“
Benjamin Nover und Sabrina Hänsel haben das Projekt „sozialer Zaun“ mit der Stadt Darmstadt abgesprochen und genehmigt bekommen. Es gibt eine Facebook-Seite mit über 3200 Mitgliedern und viele Freiwillige, die den sozialen Zaun betreuen, Müll wegräumen und die Tüten mit Spenden in Ordnung halten. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Am Zaun hängen immer wieder neue Spenden. Dieser soziale Zaun trennt nicht, er verbindet und eröffnet Zukunft. Zäune, die zum sozialen Geländer werden. Schwerter zu Pflugscharen. Mir gefällt das Prinzip.
