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Asche auf mein Haupt
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Asche auf mein Haupt

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Asche auf mein Haupt. Wer es in den tollen Tagen zu toll getrieben hat, dem könnte dieser Seufzer heute früh am Aschermittwoch über die Lippen kommen: Asche auf mein Haupt. Wahrscheinlich aber mit einem zufriedenen, wenn auch noch leicht verkatertem Lächeln im Gesicht. Denn schließlich sind die tollen Tage ja dazu da, mal über die Stränge schlagen zu können. Vorausgesetzt, man hat sich nicht wirklich was zu Schulden kommen lassen. In diesem Fall ist der verkaterte Aschermittwochmorgen kein Grund zu verzweifelter Buße.

Eher geht es für viele darum, vom ausgelassenen Feiermodus wieder in den normalen Alltagsmodus umzuschalten. Ich kenne Vollkarnevalisten, die nehmen den Rest der Woche noch Urlaub, weil sie genau wissen: Umschalten fällt schwer. Klar, wissen sie auch: Immer nur Feiern ist auch kein Leben. Jedes Fest muss auch mal ein Ende haben. Wir müssen wieder ins Gleichgewicht kommen.

Ich bin kein superaktiver Karnevalist. Dennoch, verstehe ich aber und finde es auch gut, dass wir eine verrückte Zeit im Jahr haben. Eine, wo wir alle mal verrückt sein können. Wenn viele gemeinsam verrückt sind, fällt’s nicht so auf. Nur: dann müssen wir auch wieder die Kurve ins normale Leben kriegen. Der Aschermittwoch markiert diesen Punkt. Die  katholische Kirche hat sich ein hilfreiches Ritual für diesen Wendepunkt bewahrt.

In der Messe heute kann, wer will, zum Altar gehen und sich das Aschekreuz auf die Stirn zeichnen lassen. Dazu werden nach alter Liturgie die Worte gesprochen: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.“ Harte Worte. Gute Worte. Worte, die Menschen helfen, wieder  ins Gleichgewicht zu kommen. Und das kann dauern.

40 Tage Fasten beginnen heute. Auch evangelische Christen nutzen diese Zeit.  Ich versuche in dieser Zeit, bewusst auf Dinge zu verzichten, die mich dran hindern, mir Zeit zum Nachdenken oder für andre zu nehmen. Das hat für mich eine reinigende Wirkung und hilft mir, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Fasten bedeutet Verzicht, aber auch Gewinn. Probieren sie es doch mal aus. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Aschermittwoch und eine ins Gleichgewicht bringende Fastenzeit.

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