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Eine Wand Ein Haken Ein Schild
Bildquelle Pixabay

Eine Wand Ein Haken Ein Schild

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel

Eine Wand. Ein Haken. Ein Schild. So einfach ist Nächstenliebe. An Weihnachten erzählt eine Zeitung von den „Wänden der Nächstenliebe“. Die stehen im Iran, ähnlich auch anderswo (Spiegel-online am 24. Dez. 2015).

Und die Liebe geht so: Eine schöne, weiße Wand hat einen großen Haken, oder auch drei. Daran hängt man, was gut ist und was man verschenken will: Viel Kleidung oder Spielsachen, auch mal Schmuck. Und andere, die es brauchen, nehmen es sich mit. Auf einem Schild steht die Einladung dazu: Wenn du es nicht brauchst, lass es hier * Wenn du es brauchst, nimm es mit.  In aller Öffentlichkeit tauscht man, was man nicht mehr nötig hat - andere aber sehr. So einfach kann Liebe sein. Ohne Geld und viele Worte. Einfach an einem Haken. Ein Leben lang, wenn’s sein muss.       

Etwas muss uns ja tragen, wenn wir uns sorgen. Oder Angst haben vorm Arm werden, vorm Kranksein, vor dem Verlieren der Sinne. Dann gibt es nur eins: ein anderer Mensch. Andere Menschen. Die helfen. Bestimmt tun sie das. Jeder Mensch ist ein Wunder an Phantasie. Und Liebe. Man muss es ihm nur zutrauen. Und ihn bitten. Nachbarn können so freundlich sein. Und so achtsam, wenn man sie bittet. Menschen wollen nicht weggucken oder böse sein.

Sie wollen mitfühlen. Wenn man sie bittet. Und sich nicht verschließt, hoffentlich. Natürlich hat jeder eigene Sorgen. Und Zwänge. Auf einmal aber lässt man die liegen und hilft. Weil jeder weiß - an diesem Haken hängt alles: Dass wir füreinander da sein können; nicht wegschauen müssen. Uns nicht nur um uns drehen, sondern uns kümmern. Auch um andere. Vorsichtig, interessiert, nicht neugierig.

Daran hängt alles, nicht wahr? Das ganze schöne, wertvolle Leben. Als trügen wir alle ein Schild, auf dem steht: Wenn du mich brauchst, dann sag es bitte. Wer einen Menschen liebt, ehrt Gott.

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