Ein „Fürchte dich nicht“ für jeden Tag
Jeden Tag soll ich leben ohne Furcht. Denn 366 mal steht es in der Bibel: „Fürchte dich nicht“. Einmal für jeden Tag. Schaltjahre inklusive.
Nachgezählt habe ich es nicht. Auch wenn es nicht so viele „Fürchte dich nicht“ sind, der Sache nach kommt es hin. Es soll keinen Tag geben, an dem Gottes Zuspruch nicht gilt. Und das ist gut so. Dennoch fällt es mir schwer danach zu leben.
Dieses Jahr schlendere ich zum Beispiel mit einem mulmigen Gefühl über den Weihnachtsmarkt. Die Gedanken an die Terroranschläge von Paris und Sorgen vor neuen Anschlägen hier bei uns sind in meinem Kopf.
„Fürchte dich nicht“ so einfach ist das nicht. Und diese Aufforderung aus der Bibel wischt meine Angst nicht so einfach weg.
Und gleichzeitig wünsche ich mir: Nicht leichtsinnig, doch gelassener zu sein.
Mich nicht von meiner Angst bestimmen zu lassen.
„Fürchte dich nicht“, sei gelassen. So möchte ich leben, weil ich darauf vertraue: Mein Leben liegt in Gottes Hand. Nicht nur die schönen Dinge, sondern auch alles, was mich beunruhigt. Im Großen wie im Kleinen.
Um dieses Vertrauen bitte ich auch Gott, wenn ich Angst vor einer ärztlichen Diagnose habe oder mir Gedanken und Sorgen um meine Kinder mache. Oder wenn ich ratlos bin, wie es weitergehen soll.
„Fürchte dich nicht.“ Das heißt für mich: Gott weiß. Er weiß was mich beschäftigt. Er kennt meine Ängste, aber sie sollen mich nicht lähmen.
„Fürchte dich nicht“ heißt für mich zu vertrauen, auch in schwierigen Lebenslagen einen Weg zu finden.
Das ist etwas anderes, als wenn meine Schüler sagen: „Chill‘ doch mal“ – und damit meinen: „Bleib ruhig. Reg dich nicht auf“.
Oder wenn es im Freundeskreis heißt: „Du musst positiv denken!“ Das ist mir zu wenig. Kommt mir manchmal vor wie das sprichwörtliche Pfeifen im Wald gegen die Angst.
Das biblische „Fürchte dich nicht“ ist Zuspruch und Angebot. Ich darf glauben, dass da einer ist, der mit mir meine Furcht aushält. Mir hilft, nicht in Angst und Sorge zu versinken. Das zu glauben, darauf zu vertrauen, hat für mich mit Advent zu tun. Mit Ankunft. Denn so kommt Gott. Bis zu mir. Und deshalb werde ich auch dieses Jahr über den Weihnachtsmarkt schlendern.