
Wehmut im Advent
Heute gibt es keinen Bienenstich. Den gab es sonst immer. Am Geburtstag unserer Mutter. Heute wäre sie 83 Jahre alt geworden. Im April ist sie verstorben.
Das erste Mal kein Geburtstag am 16. Dezember. Keine Kaffeetafel an ihrem Tisch. Kein Treffen der Familie in adventlicher Runde. Und kein Bienenstich.
Der war ihr Markenzeichen. Den gab es an ihrem Geburtstag so lange ich denken kann. Ein schöner breiter Blechkuchen. Ich kenne keinen besseren Bienenstich als ihren. Den musste sie backen. Wir Kinder und Enkel bestanden darauf……
Sie fehlt und die Erinnerungen machen wehmütig. Das haben solche Tage wohl an sich. In der Advents- und Weihnachtszeit schmerzt der Verlust eines lieben Menschen irgendwie besonders.
Erinnerungen sind Wärmflaschen für die Seele. So sagt man. Und ich denke, das stimmt. Wie oft erzählen wir von der Oma. Lachen über manche Begebenheit. Und fühlen uns ihr ganz nah.
Und es ist irgendwie auch schön, dass wir im Advent besonders an sie denken. Advent heißt Ankunft. Gott kündigt sich an. Will zu uns kommen. In unsere Traurigkeit. Unseren Kummer und die Wehmut. Advent ist die große Hoffnung, dass Gott es hell macht in unserer Finsternis. Damit das Leben weitergeht.
Das Leben soll weitergehen. Gott sagt es zu im alttestamentlichen Bibelwort für den heutigen Tag: „Ich gebe meinen Geist in euch, damit wieder Leben in euch kommt.“ Das heißt so viel wie: ich gebe euch Kraft, dass ihr nicht in eurer Traurigkeit stecken bleibt. Langsam soll wieder Lebensfreude in euch wachsen.
Ich finde das ein starkes Wort für Menschen, die in dieser Zeit trauern.
Gottes Zusage und die Erinnerungen helfen, das wunde Herz zu heilen.
Für heute haben wir ihn nicht gebacken. Aber vielleicht versuchen wir es im nächsten Advent, Omas Bienenstich hinzubekommen. Wenn es gelingt freut sie sich. Da bin ich mir sicher.