Beschaulich und zerbrechlich
Auch Fußball ist nicht einfach mehr Fußball. Er wird gespielt neben Bombenanschlägen in Frankreich mit vielen Toten. Wir hörten Explosionen während des Spiels und dann erste Gerüchte. Und ein Dorf in Franken ist nicht mehr einfach beschaulich und friedlich, sondern auch der Ort von acht Babyleichen im unauffälligen Wohnhaus. Die Welt rückt uns nahe, Schrecken gehen unter die Haut. Schrecken waren immer. Heute aber hören und sehen wir sie, als wären sie nebenan. Die Beschaulichkeit der Welt war immer zerbrechlich. Heute aber sehen wir, wie schnell alles zerbricht und wie gefährdet wir sind. Ob politisch oder seelisch - Wahn ist überall. Es ist Wahn, die Welt mit Gewalt anders machen zu können, als sie ist. Gewalt zerstört. Sie baut nichts auf. Außer viel Angst bei denen, die unbeteiligt sind.
Auch ich habe Angst. Nicht vor meiner Tür, aber in der Seele. Wahn ist überall. Vielleicht war es schon immer so. Heute höre und sehe ich ihn in Worten und Bildern. Das macht die Angst größer. In der Welt habt ihr
Angst, sagt schon Jesus. Angst gehört zum Leben wie der Wunsch, das
Leben möge angstfrei sein und beschaulich. Beides gibt es: Schrecken und Hoffen. Wir leben auf einer schmalen Brücke. Auf der einen Seite unsere Wünsche, auf der anderen Seite die Schrecken. Oft macht man die Augen
zu und will nichts sehen. Das geht eine Weile gut. Dann öffnet etwas unsere Augen, und wir hoffen wieder auf die Beschaulichkeit oder hören von den Schrecken.
Beides ist Leben: Angst haben und Angst abgeben. Ach Gott, sagen wir dann, bewahre mich. Und die anderen auch. Bewahre mich, dass ich friedlich bleibe und bei Sinnen. Wenn etwas tröstet, dann, dass ich auch die achte, die ich nicht mag. Wenn etwas meine Angst kleiner macht, dann, dass wenigstens ich friedfertig bleibe. Unter allen Umständen.