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Advent üben
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Advent üben

Dr. Joachim Schmidt
Ein Beitrag von Dr. Joachim Schmidt, Evangelischer Pfarrer, Darmstadt

Merken Sie schon was? Gestern war immerhin der dritte Advent. So langsam müsste es einem doch adventlich ums Gemüt werden. In vielen Straßen hängen Lichterketten, die Geschäfte haben Weihnachtsdekorationen, im Supermarkt stehen die Nikoläuse weiterhin in Kompaniestärke, im Radio laufen die alten Weihnachtstitel immer häufiger. Da kann es doch bis zur Weihnachtsstimmung nicht mehr weit sein.

Aber – das geht eben längst nicht allen so. Diese Spannung aus Kindertagen, diese Vorfreude auf den Heiligen Abend sind vielen verloren gegangen. Da bewegt sich kaum was in den Herzen. Na schön, all das gehört eben in diese Jahreszeit. Und danach ist doch alles wieder wie vorher. Was also soll man von dieser Zeit noch groß erwarten?

Die Generation unserer Großeltern wusste das noch besser. Die vier Wochen der Adventszeit waren für sie eben keine Folklore für Kinder oder einfach nur Umsatzschlacht des Einzelhandels. Es war eine Übungszeit. Sie haben nachgedacht über das tiefe Geheimnis der Weihnacht, darüber gelesen, Lieder gesungen. Seit bald 2.000 Jahren glauben und verkünden die Christen allen Ernstes, dass in diesem neu geborenen Kind Jesus einst Gott selbst in die Welt kam. Und an diesen Gedanken mussten auch sie sich erst mal gewöhnen. Jedes Jahr von neuem.

Heute ist das nicht anders. Ich glaube: Advent braucht Zeit und Übung. Und Weihnachten erst recht. Wer es jetzt verpasst, sich Zeit zu nehmen und mit den alten Worten der Bibel und den Bildern und Liedern der Weihnacht zu beschäftigen, der versäumt das Wichtigste. Und der muss sich nicht wundern, wenn Weihnachten wieder vorbei zieht, ohne Spuren zu hinterlassen.

Aber wer sich darauf einlässt, die alten Worte an sich heran und in sich wirken lässt, der bekommt die Chance, etwas vom Geheimnis Gottes zu erleben. Und das vielleicht auch jedes Jahr ein bisschen mehr.

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