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Suchtprävention

Suchtprävention

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Roland ist erst 53. Sein Gesicht jedoch zeigt tiefe Falten und Furchen. Spuren, die aus seinem Leben erzählen. Roland ist gelernter Kaufmann. Er betreute Großkunden im Außendienst, fuhr „dicke“ Autos und trank täglich mehr als eineinhalb Flaschen Wodka. „Wenn ich meinen Pegel hatte, habe ich funktioniert und war für andere völlig normal, 20 Jahre lang“, erzählt er.

Seit elf Jahren rührt Roland keinen Alkohol mehr an und leitet eine Gruppe der Suchtselbsthilfe in unserem Gemeindehaus. Er tut das auch, um selbst trocken zu bleiben. Roland erzählt, wie die Sucht angefangen hat: „Wenn ich abends nichts getrunken hatte, zitterten morgens meine Hände. Ich trank was und alles war gut.“

Aufhören konnte er nicht. Gegenüber seiner Frau stritt er lange alles ab. „Alkoholiker? Ich doch nicht.“ Dann verlor er Frau und Job. Schon morgens roch er nach Alkohol. Nach einem Jahr war er pleite, machte eine Entgiftung und war zwei Jahre trocken.

Dann starb sein Vater. Roland setzte einmal wieder ein Glas an die Lippen. „Ich war sofort da, wo ich zwei Jahre vorher war“. Nach der zweiten Entgiftung war er wieder für ein paar Monate trocken. Ein neuer Absturz kam mit hundert Flaschen Wein in seinem Keller. Danach brannte seine Speiseröhre, wegen der Säure. Roland bekam Angst. Danach setzte er den Schlusspunkt hinter seinen Missbrauch. Während seiner dritten Entgiftung lernte er jemanden kennen, der ihn zu einer Suchtselbsthilfegruppe einlud. Voller Skepsis kam er mit.

Ohne die Gruppewäre er heute tot. Er erklärt: „Wir sind da, um den Respekt vor dem ersten Glas nicht zu verlieren“. Über Alkohol wird selten geredet. „Es geht darum, Probleme nicht mit sich allein herum zu schleppen, sondern in der Gruppe los zu werden“. Alltagssorgen sind oft der Auslöser für den erneuten Griff zur Flasche. Roland engagiert sich auch in der Suchtvorbeugung, geht in Schulen, redet mit Jugendlichen. „Alles ehrenamtlich“, betont er und weiß: „Wir retten Menschenleben.“

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