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Der große Gott ist gerne klein

Der große Gott ist gerne klein

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Großer Gott, wir loben dich! Zu den Lieblingsstücken eines ordentlichen Männerchors gehört das Lied „Großer Gott, wir loben dich!“ Singt sich gut und ist evangelisch und katholisch zugleich. Das Lied bringt schon in den ersten Worten zum Ausdruck, was wir gemeinsam glauben: Gott ist groß, Gott ist mächtig, der Schöpfer von Himmel und Erde und der Herr der Heerscharen.

Ist Gott groß? Ein Schweizer Pfarrer, Kurt Marti, sagt das krasse Gegenteil. Er sagt: Gott ist gerne klein. Der Mensch, ja der ist gerne groß, ist ein Gernegroß. Die einen wollen groß rauskommen im Beruf, die anderen wenigstens in der Nachbarschaft groß dastehen. Aber Gott? Gott macht sich klein. Sagt dieser Theologe aus der Schweiz: Er ist ein „Gerneklein“.

Schon in der Bibel steht: „Was als schwach gilt unter den Menschen, das hat Gott erwählt.“ 1  Das heißt doch: Gott lässt sich mit den Kleinen ein. Und ist er nicht sogar selbst zum Kind geworden? Gott ist offensichtlich gerne klein. Ich freunde mich mehr und mehr mit dem Gedanken an. Denn was klein ist, hat oft eine unglaubliche Stärke.

Dass ein Grashalm in der Lage ist, den Asphalt aufzusprengen – ist das nicht unglaublich. Dass ein Kind einen Griesgram zum Lachen bringt; dass ein leises Lied einen Soldaten im Krieg weinen lassen kann – sind das nicht göttliche Zeichen für die Macht des Kleinen?

Vielleicht ist das genau das Zeichen dafür, dass Gott groß ist: dass er sich dem Kleinen und Unscheinbaren zuwendet. Dass seine Kraft in den Schwachen mächtig ist. Dass er nicht auf Gewalt setzt, sondern auf Glaube und Hoffnung und Liebe. Wenn Gott so ist, ist er wirklich groß. Und dann stimme ich gerne mit ein: Großer Gott, wir loben dich!

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