Glückslinsen
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Glückslinsen

Ein Beitrag von Sandra Matz, Pfarrerin, Evangelisches Gemeindenetz an der Nördlichen Bergstraße, Alsbach

Bei mir im evangelischen Religionsunterricht in der dritten Klasse geht es gerade um das Thema „Glück“. Die Schülerinnen und Schüler sind in den letzten Wochen zu richtigen Glücksforschern geworden. In der letzten Stunde haben wir die Geschichte von einem Bauern gehört. Es war ihm gelungen, sein Glück zu vermehren. Und wie? Er würde glücklicher, als er dem Glück in seinem Leben Aufmerksamkeit schenkte. Morgens nahm er eine Handvoll Linsen und steckte sie in die linke Hosentasche. Wenn ihn im Laufe des Tages etwas glücklich machte, nahm er für das schöne Erlebnis eine Linse aus der linken Hosentasche und steckte sie in die rechte. Am Abend holte er all die Linsen aus der rechten Tasche hervor. So hat er sich noch einmal die vielen schönen Situationen vor Augen gehalten, die er den ganzen Tag über erlebt hat. Und er hat dafür gedankt.

Am Ende der Geschichte haben die Schulkinder gesagt: „Danken macht glücklich. Und wollten das gern mal selbst ausprobieren.“ Über die Woche bis zur nächsten Religionsstunde. Ich habe jeder und jedem von ihnen eine Handvoll Linsen ausgeteilt.

Und sofort ging es los. Ich war überrascht. Gleich haben sie angefangen, gute Erlebnisse zu sammeln, die an dem Tag schon vorgekommen waren. Wie der Bauer in der Geschichte. Aber der hatte das abends gemacht. Der kleine Unterschied: Religion haben wir morgens in der ersten Stunde. Der Tag war also für die meisten von ihnen noch keine anderthalb Stunden alt. Trotzdem wanderte Linse für Linse in die rechten Hosentaschen. Arian rief: „Ich hab schon drei Sachen: Den Sonnenschein heute morgen, dass mir Mama den Kakao hingestellt hat und dass Sem mein Freund ist und neben mir sitzt!“ Lara sagte: „Und ich hab noch den Witz von dem Busfahrer heute morgen... der war total nett.“ Es sprudelte nur so aus ihnen heraus.

Die Kinder haben mich richtig angesteckt. So begeistert waren sie. Glück ist wirklich auch in den kleinen Dingen des Lebens zu finden. Offensichtlich muss man gar nicht lange suchen. Ich glaube, ich werde mal nachsehen, ob ich noch eine Handvoll Linsen für meine eigene Hosentasche finde.

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