Reden ist Gold

Reden ist Gold

Ein Beitrag von Sandra Matz, Pfarrerin, Evangelisches Gemeindenetz an der Nördlichen Bergstraße, Alsbach

Früher war Knut einmal Lehrer für Englisch und Geschichte. Heute ist er Mitte 70 und hört sich viele Geschichten an. Seit dem er in Rente ist, engagiert er sich ehrenamtlich bei einem Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche. Dafür hat er sich noch mal schulen lassen.

Die Nummer gegen Kummer. Auch die christlichen Kirchen bieten das an. Wenn Kinder oder Jugendliche in ihrem Umfeld niemanden haben, dem sie sich anvertrauen können oder wollen, müssen sie mit einem Problem trotzdem nicht alleine bleiben. Am Sorgentelefon hört jemand zu, nimmt den Anrufer oder die Anruferin ernst und steht ihm oder ihr mit einem guten Wort, Gedanken oder auch mal mit Tipps zur Seite. Ist natürlich alles anonym - um das Vertrauen nicht aufs Spiel zu setzen.

Zwei mal im Monat hat er Dienst am Kinder- und Jugendtelefon. Ganz unterschiedlich ist das, was er da erzählt bekommt: Vielleicht gab es einen Streit mit den Eltern oder an der Schule, ein Problem mit der Freundin oder dem Freund. Da versucht Knut dann den Kindern dabei zu helfen, eine andere Perspektive einzunehmen, oder er macht ihnen Mut, ihren Standpunkt zu vertreten.

Manchmal rufen aber auch Jugendliche in schweren Krisensituationen an: Z.B. wenn der Kummer so groß ist, dass das Leben keinen Sinn mehr zu machen scheint. Auch dann ist Knut da und hört zu. Er sagt: „Das ist sowieso das wichtigste für die Kinder. Dass ihnen jemand zuhört, und dass sie alles sagen können.  „Ich sage immer: Reden ist Silber, Hören ist Gold.“ Mich beeindruckt das Engagement von Knut. Es ist gut, dass es solche Anlaufstellen gibt. Übrigens nicht nur für Kinder und Jugendliche. Sorgentelefone gibt’s auch für Erwachsene.

Aber was mich auch beeindruckt ist der Mut von denjenigen, die mit ihren Problemen nicht alleine bleiben. Denn oft scheint es ja erstmal leichter zu sein, sie für sich zu behalten. Doch das tut der Seele und irgendwann auch dem Körper nicht gut... Das erfahren Kinder und Jugendliche, aber das gilt auch für Erwachsene. Über ein Problem zu reden ist der erste Schritt, es zu bearbeiten. Das weiß jeder, der sich schon mal was von der Seele geredet hat. So gesehen müsste das Sprichwort doch eigentlich heißen: Schweigen ist Silber und Reden ist Gold. Oder?

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