Herr Meier

Herr Meier

Ein Beitrag von Sandra Matz, Pfarrerin, Evangelisches Gemeindenetz an der Nördlichen Bergstraße, Alsbach

Herrn Meier hab ich vor ein paar Monaten beim Mittagessen kennengelernt. Er wohnt noch nicht so lange bei uns in der Gegend. 89 Jahre ist er alt und seit ungefähr zwei Jahren verwitwet. Seit einiger Zeit kommt er regelmäßig zum Mittagstisch in unserer Kirchengemeinde. Ehrenamtliche kochen da zweimal die Woche für ältere Menschen, die sonst alleine wären. Herr Meier spricht häufig ein Dankgebet bevor es losgeht, oder er gibt das ein oder andere selbstgereimte Gedicht zum Besten – dann später beim Nachtisch, z.B. zu Ehren eines Geburtstagskindes. Er findet immer gute Worte und bringt die anderen zum Lachen. Dass er das wieder so kann – fröhlich sein -  das ist wohl noch nicht so lange der Fall.

Ich bewundere diesen alten Herrn und seinen Mut, trotz allem sein Leben in die Hand zu nehmen. Viele ältere Menschen sind allein. Da ist der langjährige Partner oder die Partnerin nicht mehr da, die Kinder wohnen ganz woanders, oder es gibt keine, oder auf einmal steht noch mal ein Umzug an. Das ist alles nicht leicht. Auch nicht für junge Menschen. Manch einer, manch eine igelt sich dann ein. „Wie soll es weitergehen? Was kann ich schon noch anfangen mit meinem Leben?“

Für Herrn Meier war es mit Sicherheit auch nicht immer einfach: Der Schritt wieder auf andere Menschen zu. Innere Widerstände gab es da zu überwinden. Aber, dass er sich aufgemacht hat und zum Mittagstisch kommt, das hat sich für ihn glaube ich gelohnt – und für die anderen erst recht, die ihn kennengelernt haben. Er sagt, auch sein Glaube hat ihm dabei geholfen. Und die Kraft? Die wächst in einem, wenn man mal losgegangen ist. Nur den ersten Schritt, den muss man wollen.

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