Die zwei Lichter Gottes
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Die zwei Lichter Gottes

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel

Auch wenn es vielleicht noch dämmrig ist draußen, der Sonntag heute ist licht und heißt auch so: Lichtmess. Zum Licht der Welt wird das Kind, das vor 40 Tagen geboren wurde und von dem niemand wusste, was aus ihm wird. Der erste, der sieht, was noch gar nicht zu sehen ist, heißt Simeon und steht im Tempel zu Jerusalem. Dorthin gehen Josef und Maria, um Gott zu danken für die Geburt ihres Kindes. Als sie den Tempel betraten, ruft der alte Simeon: Dieses Kind, wenn es groß ist, wird Licht sein für die Welt. Verstanden hat das damals kaum jemand. Heute auch nicht so viele. Zu dunkel scheint vielen die Welt und das eigene Leben. Es gibt Hunger in vielen Ländern, es gibt Krankheit und Sorgen ums Geld. Oft hat die Seele Schmerzen, die alles verdüstern, auch an einem Sonntagmorgen. Sehnsüchtig warten viele auf Licht.

Hier kommt es. Der amerikanische Pfarrer Martin Luther King (1929 – 1968) hat etwas sehr Schönes geschrieben, das ich Ihnen am Sonntagmorgen gerne vorlesen und schenken möchte. Es heißt:

Die Welt wäre unerträglich, wenn Gott nur ein Licht hätte.
Aber wir können uns trösten, Gott hat zwei Lichter.
Eins, das uns in der Helligkeit des Tages den Weg weist, wenn sich
eine Hoffnung erfüllt; und wenn uns andere Menschen wohlgesinnt sind.
Und ein anderes Licht, das uns durch die Dunkelheit der Nacht leitet,
wenn wir niedergeschlagen sind und Schwermut in uns ist.

Niemals sind wir ohne Licht, soll das heißen. Auch heute Morgen nicht. Vielleicht sehen wir das Licht nicht immer. Trotzdem ist es da. Meistens sind es andere Menschen, die mir den Tag heller machen. Ein Anruf, ein Besuch, ein überraschendes Geschenk. Oder ein schönes Lied; ein Bild, das mich erfreut. Gott ist gar nicht so weit weg, wie man manchmal denkt oder befürchtet. Er ist wie ein freundlicher Nachbar, der mir sagt: Du musst dich nicht fürchten; ich begleite dich durch diesen Tag, durch dein Leben - bis in den Himmel.

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