Zum 140. Todestag Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Zum 140. Todestag Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Ein Beitrag von Alrun Kopelke-Sylla, Pfarrerin, Echzell

„Alle Vögel sind schon da“, „Wer hat die schönsten Schäfchen“, „Der Kuckuck und der Esel“ – das sind Klassiker unter den Volksliedern. Und verfasst hat sie alle ein Mann: Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Heute vor genau 140 Jahren ist er gestorben. Hinterlassen hat er uns nicht nur das Deutschlandlied, dessen dritte Strophe unsere Nationalhymne ist. Er hat unzählige Lieder verfasst, über seine große Sehnsucht und das was er liebte: Die Heimat, ein geeintes Deutschland, die Liebe, die Natur.

Hoffmann von Fallersleben war ein Romantiker. Dabei war sein Leben gar nicht so beschaulich: Er wuchs in der Zeit der deutschen Kleinstaaterei auf und kritisierte offen die Willkür der Fürsten, die Pressezensur, die Allmacht von Polizei und Militär. Dafür entzog ihm preußische Regierung seine Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes. Er irrte quer durch Deutschland und tauchte bei Freunden unter, versteckte sich eine Zeitlang sogar als Kuhhirte.

Aber Hoffmannn von Fallersleben, dieser große Liederdichter, hatte auch dunkle Seiten: Er schrieb auch antijüdische Gedichte und äußerte sich sehr abfällig über den Erzfeind Frankreich. Und dennoch gibt es in seinen Liedern oft einen Grundton des Gottvertrauens, zum Beispiel in dem Lied „Abend wird es wieder“. Hoffmann von Fallersleben beschreibt darin, wie in der Abenddämmerung alles zur Ruhe kommt und Frieden findet, nur der Bach rauscht weiter, er braust und fließt immerzu. Und mit Blick auf den unruhigen Bach schreibt er im letzten Vers:

So in deinem Streben
Bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben
Wahre Abendruh.

Dieses tiefe Gottvertrauen ist heute den meisten Menschen fremd. Und für viele ist unverständlich, wie derselbe Mensch andere Religionen und Nationen verurteilen kann. Für mich ist es spannend, dass manche Menschen mit dunklen Seiten ihre Geborgenheit doch bei Gott suchen. Vielleicht geschieht das in dem tiefen Wissen, dass Leben immer widersprüchlich ist, kein Mensch ist nur „gut“. Die Widersprüche des eigenen Lebens können wir nicht auflösen, aber wir können sie Gott anvertrauen.

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