Zähne

Zähne

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Zähne. Kann man zu Zähnen was Theologisches sagen? Aber klar. Schließlich hat einer der bekanntesten Bibelverse der Welt mit Zähnen zu tun. Kennen Sie bestimmt: „Auge um Auge. Zahn um Zahn.“ Ja, das wird gerne von rachsüchtigen Hardlinern zitiert: „Auge um Auge. Zahn um Zahn.“ Sprich: Alles, was du mir angetan hast, werde ich dir auch antun. Und wenn du mir einen Zahn ausschlägst, dann wird auch dein Gebiss sein blaues Wunder erleben.

O Mann. Wahrscheinlich wurde noch nie ein Bibelvers so missverstanden. Denn er will gerade kein Freibrief für Rache sein, sondern ein Aufruf zur Mäßigung. Wirklich. Zur Mäßigung. Weil er nämlich in einer Zeit geschrieben wurde, in der noch Blutrache herrschte. Und das bedeutete: Wenn damals jemand einem anderen einen Zahn ausschlug, dann war dessen Ehre so sehr verletzt, dass fortan zwischen den Familien Krieg herrschte. Was in der Regel bedeutete, dass sich die Clans über Generationen gegenseitig bekämpften und töteten. Alles wegen eines Zahns.

„Auge um Auge. Zahn um Zahn.“ Das meint eigentlich: Wenn dir einer einen Zahn ausschlägt, dann sollst du ihm höchstens auch einen Zahn ausschlagen – und dann ist bitte wieder Frieden. Keine Dauerfehde. Schluss mit dem ewigen Streit. Als Jesus 1000 Jahre später sagt: „Noch besser wäre: Liebt eure Feinde!“, da greift er diesen uralten Gedanken wieder auf und bringt zudem die Vergebung ins Spiel. Denn: Man muss gar nicht immer zurückhauen. Also: Wenn Sie das nächste Mal hören „Auge um Auge. Zahn und Zahn“ dann wissen Sie, dass es darum geht, dem Ärger eine Grenze zu setzen“.

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