Der Tag des Bodens
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Der Tag des Bodens

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Vor fast vierzig Jahren wurden in Galiläa in Israel am 30. März sechs Araber getötet, als sie protestierten, weil ihr Land durch den Staat Israel beschlagnahmt wurde. Seither gibt es regelmäßig einen palästinensischen „Gedenktag gegen Landenteignungen“. Er wird nicht nur in den Autonomiegebieten, sondern auch von einigen Israelis und weltweit von Menschenrechtsgruppen begangen. Der „Tag des Bodens“.

Nun ist der Nahostkonflikt ja höchst kompliziert, und die Spannung zwischen Israelis und Palästinensern fordert die Politik bis heute. Eines aber ist beiden Seiten vertraut: der Schmerz, wenn man seine Heimat verliert und plötzlich kein Zuhause mehr hat. Jeder Mensch, der das erlebt hat, trägt eine Last mit sich herum. Insofern kann ich gut nachvollziehen, dass in Palästina heute an die Enteignungen gedacht wird.

Auf der anderen Seite: Auch die Knesset, das israelische Parlament, hat gerade ein Gesetz zur Einführung eines „Gedenktages für die vertriebenen Juden aus arabischen Ländern“ beschlossen. Sprich: Alle Beteiligten kennen das Elend einer Vertreibung, weil sie es selbst erlebt haben. Eigentlich könnte das doch dazu beitragen, dass man gemeinsam eine friedliche Lösung findet. Eine, in der Israelis und Palästinenser ihr Recht auf Heimat zugesprochen bekommen.

Vielleicht gelingt es ja, dass sich beide Seiten im Schmerz des anderen wiederfinden – und dann nach dem Grundsatz handeln, den der jüdische Gelehrte Hillel so zusammenfasste: „Was dir verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht.“

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