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Guter Hoffnung sein
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Guter Hoffnung sein

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen

Unsere Tochter erwartet ein Kind. Es ist ihr erstes und wir freuen uns alle darauf – die zukünftigen Eltern, die Großeltern, die Geschwister – die ganze Familie. Früher haben die Leute zu einer Frau, die schwanger ist, gesagt, sie sei guter Hoffnung. Das ist eine veraltete Ausdrucksweise, die man heute kaum noch hört. Doch ich finde sie gut. Sie drückt den Wunsch aus, den man mit der Geburt des Kindes verbindet – eben dass es gut und gesund auf die Welt kommt und dann in seiner Familie behütet aufwachsen kann.

Die Frau, die das Kind in sich trägt, ist guter Hoffnung. Das stimmt: Hoffnung ist immer gut. Denn Hoffnung öffnet den Menschen für das, was um ihn herum ist, und für alles, was kommt. Hoffnung macht zuversichtlich und frei. Angst dagegen macht verschlossen; sie lähmt.  Ich kann mir vorstellen: Wenn eine Mutter guter Hoffnung ist, dann spürt das Kind in ihrem Bauch dieses Grundgefühl von Zuversicht und Offenheit.

Für Christen hat die Hoffnung einen Grund. Der liegt in dem Glauben an Gottes Verheißung: Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und zuversichtlich bist. Lass dir nicht grauen, sei ohne Angst auf deinem Weg. Denn ich bin mit dir, wohin du auch gehst. Dieser Satz steht in der Bibel. Er drückt den Wunsch aus, den man mit der Geburt eines Kindes  für sein Leben auf dieser Erde hat.

Ein indischer Christ hat diesen Glauben bei der Geburt eines Kindes so formuliert: Mit jedem neugeborenen Kind zeigt Gott, dass er sein Vertrauen in uns Menschen noch nicht verloren hat. Ein Kind ist ein Zeichen für das Vertrauen, das Gott in uns setzt. Und wir haben deshalb die Hoffnung, dass sein Leben gelingt.

Oft wird von Kindern ganz anders geredet. Kinder zu haben sei eine schwere Aufgabe, sagt man. Da gibt es doch so viele Gefahren. Es ist nicht immer leicht, sie zu lebenstüchtigen Menschen zu erziehen. Kinder fordern uns heraus, und manchmal überfordert die Aufgabe auch. Wir haben ein paar Jahre ein schwer behindertes Kind al Pflegekind in unserer Familie gehabt bis zu seinem frühen Tod. Da sind wir manchmal an unsere Grenzen gestoßen. Trotz dieser Erfahrung will ich an dem Satz des indischen Christen festhalten.

Mit jedem neugeborenen Kind zeigt Gott, dass er sein Vertrauen in die Menschen noch nicht verloren hat. Gott vertraut uns mit der Geburt eines Kindes einen Menschen an, dann können wir doch auch guter Hoffnung sein, dass das Leben gelingt. Die Psychologen haben gelehrt, dass es zwei Grundgefühle in uns gibt – die Angst, die verschließt, oder die Hoffnung, die öffnet und trägt. Die Hoffnung brauchen wir im Leben, besonders die Kinder.

In unserer Kirche hängt über dem Taufstein ein aus Holz ausgesägter Baum. Ein freundlicher Schreiner hat ihn gemacht. Bei jeder Taufe wird ein Apfel, der auch aus einem Holzstück ausgeschnitten ist, mit dem Namen und dem Taufdatum des Täuflings in diesen Baum gehängt. So füllt sich der Baum nach und nach mit den Namen der Getauften. Der Baum zeigt unseren Wunsch für die Kinder, deren Namen darin stehen, dass sie behütet aufwachsen und gute Früchte tragen. Ich finde die Vorstellung schön, dass bald auch der Name meines Enkelkindes an diesem Baum stehen kann.

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