Tu deinem Leib etwas Gutes!
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Tu deinem Leib etwas Gutes!

Dr. Anke Spory
Ein Beitrag von Dr. Anke Spory, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg-Gonzenheim

"Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen." diesen Satz soll vor über fünfhundert Jahren Teresa von Avila gesagt haben, eine Mystikerin und Nonne. Das Wort Leib verwenden wir heute kaum noch. Im Alltag sprechen wir eher vom Körper oder, wenn man englische Ausdrücke liebt, vom body.

Tu deinem Leib etwas Gutes. Dieser Satz ist für eine Nonne, die im Mittelalter gelebt hat schon etwas Besonderes.  Denn in der Kirche, aber nicht nur da, wurde körperliches Wohlbefinden nicht geschätzt. Man spricht sogar von einer ausgesprochenen Leibfeindlichkeit. Sie hat eine lange Tradition vor dem Christentum. Im griechischen Denken bestand der Mensch einerseits aus Geist und Seele. Die dachte man sich unvergänglich. Und andererseits aus dem vergänglichen Körper. Der Philosoph Plato, der einige Jahrhunderte vor Jesus lebte, hat den Körper sogar als Gefängnis der Seele bezeichnet. Dieses Denken über den Körper hat das Christentum in den ersten Jahrhunderten geprägt. Die Sexualität galt als Inbegriff des Körperlichen. Sie wurde abgewertet.

Nun kann man fragen: Sind wir nicht längst über die Leibfeindlichkeit hinweg gekommen? Schließlich wird die Lust am Körper wiederentdeckt. Fitnesstudios florieren, und wer sich etwas Gutes tun will, macht einen Termin zur Massage aus, damit die Verspannungen sich lösen. Diese Lust am Körper nimmt den Körper wahr in dem, was er leisten kann. Oder auch, wie man seine Leistungsfähigkeit wieder herstellen kann. Da ist nichts schlechtes dran- im Gegenteil: die Verantwortung für den eigenen Körper und damit für die Gesundheit zu übernehmen ist wichtig. Selbst was tun zur körperlichen Stärkung ist gut. Jeder weiß: Sich bewegen kann bei vielen Erkrankungen die Heilung unterstützen.

Der Satz von Teresa von Avila geht allerdings darüber hinaus:Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen. Da ist der Körper mehr als leistungsstark oder leistungsschwach. Mehr als von gesund oder krank. Sie spricht Leib und Seele zusammen. Dem Leib etwas Gutes zu tun ist mehr, als nur ein körperliches Wohlbefinden herzustellen. Teresa geht davon aus: Die unterschiedlichen Weisen unseres Seins beeinflussen sich gegenseitig. Leib, Seele und Geist hängen untrennbar miteinander zusammen. Ist die Seele krank, wirkt sich das auf den Geist und den Körper aus. Und wenn es dem Körper nicht gut geht, dann kann auch die Seele leiden.

Sinnliche Eindrücke können die Seele beflügeln. Damit unsere Seele wirklich Lust hat im Leib zu wohnen, müssen wir das, was uns gut tut riechen, schmecken, fühlen, sehen und hören. Das ist unendlich wichtig! Und dies alles aus dem schlichten Grund: Weil wir mit Sinnen ausgestattete Wesen sind. Tu deinem Leib etwas Gutes..... Unser Leib lebt von den sinnlichen Eindrücken, die auch Geist und Seele in Einklang bringen können. Dies kann das satte Rot der Pfingstrosen sein oder die zärtliche Berührung von einem Menschen, der mir nahe ist.

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