Ein Tag ohne Lachen… Zum 125. Geburtstag von Charlie Chaplin

Ein Tag ohne Lachen… Zum 125. Geburtstag von Charlie Chaplin

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim

„Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“ Der Satz war das Lebensmotto von Charlie Chaplin. Heute hätte er Geburtstag. Vor 125 Jahren wurde der Schauspieler unter dem Namen Charles Spencer Chaplin jr. in England geboren. Chaplin hat den Zuschauern in unzähligen Filmen einen besonderen Blick auf die Welt geboten und sie zum Lachen gebracht. Sein Humor hatte Tiefe. In Chaplins Filmen werden die Tragödien des menschlichen Lebens ins Lächerliche gezogen, ohne einfach weggelacht zu werden. Manchmal bleibt einem das Lachen fast im Halse stecken, wenn man seine Filme sieht.

Ich sehe ihn vor mir: Mit der Melone auf dem Kopf, dem Schnurrbart, dem zu großen Anzug und mit dem Stock in der Hand. Seine tragikomische Figur des „Tramp“ war oft einsam. Der Tramp wollte anerkannt werden und einen Platz in der Gesellschaft finden. Aber auch als „der große Diktator“ steht er mir vor Augen. Ende der 30er Jahre, als es den deutschen Führer gab. Im Film schrumpfte er ihn auf ein lächerliches Maß, ohne zu verneinen, wie gefährlich er war. Eine Szene aus dem Film ist besonders berühmt geworden: Sein „Tanz mit der Weltkugel“. Dabei geht der Diktator wie hypnotisiert zum großen Globus. Er hebt ihn aus der Halterung. Die Erdkugel verwandelt sich in einen Ballon. Der größenwahnsinnige Diktator lässt ihn hochschnellen.. Er lässt die Kugel fallen, springt ihr nach und fängt sie wieder auf. Zum Schluss lacht er teuflisch, bevor der Globus platzt. Aus der Traum!

Für mich ist es nur möglich, so über diesen und andere Diktatoren zu lachen, weil ich nicht glaube, dass sie letztlich über die Welt bestimmen. Es gibt noch eine andere Gerechtigkeit, und nicht ihr Unrecht wird sich durchsetzen. Auch wenn es manchmal so aussehen mag: Nicht sie halten die Welt in der Hand, sondern Gott. Ob Charlie Chaplin das so gesehen hat, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass Chaplin in seinen Rollen  an der Seite von Menschen steht, die das Lachen längst verlernt haben. Denen ihre Tage wie verlorene Tage vorkommen müssen. Weil sie unter Diktaturen leiden. Oder weil sie sich einsam fühlen oder nicht wissen, wohin sie gehören. Seine Komik blendet die Realität nicht aus, sondern lässt die Wirklichkeit besonders scharf hervortreten. Chaplin war wohl deshalb so erfolgreich, weil er selbst die Schattenseiten des Lebens kannte. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und hat es in seiner Kindheit und Jugend nicht leicht gehabt. Immer wieder hat er es trotzdem geschafft, seine Umgebung mit einem Augenzwinkern oder beißender Ironie wahrzunehmen.

„Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“ Dank Charlie Chaplin ist das keine billige Postkartenweisheit. Ich bin Charlie Chaplin dankbar, dass er mich auf ganz besondere Weise zum Lachen bringt. Dafür, dass er mir hilft, die Welt, wie sie ist, lachend ernst zu nehmen. Auch und gerade an Tagen, an denen es wenig zu lachen gibt.

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