Schlafmittel brauche ich nicht

Schlafmittel brauche ich nicht

Ein Beitrag von Frank Fornacon, Pastor evangelische Freikirche

„Das Schlafmittel brauche ich nicht, Herr Doktor. Mein Sohn hat für mich gebetet“. Der Arzt wundert sich über den Patienten, der nach einem schweren Herzinfarkt seit Tagen kein Auge zugetan hatte und nun so zuversichtlich der nächsten Nacht entgegen sieht. „Sie können ja klingeln, wenn sie ein Mittel haben möchten“, verabschiedet sich der Stationsarzt. Am nächsten Morgen staunt er nicht schlecht, als man den Patienten zum Frühstück wecken muss. In den folgenden Tagen gibt es einige Gespräche am Krankenbett, über die Bedeutung des Gebets.

Die Bedeutung des Glaubens für die Gesundheit war lange Zeit übersehen worden. Der menschliche Körper wurde wie eine Maschine behandelt, die man bei Bedarf reparieren kann. Dass der Mensch mehr ist als ein funktionierender Körper, wird inzwischen wieder ernster genommen.  An der Universität München ist sogar ein Lehrstuhl für Spiritual Care, also die geistliche Sorge um den Menschen, eingerichtet worden, aber nicht an der theologischen Fakultät, sondern bei den Medizinern.

Für Behandlung und Heilungsprozess spielt es eine große Rolle, ob jemand zum Beispiel mit einem positiven Gottesbild lebt oder voller Angst vor einem strafenden Gott. Forscher in Jena und Berlin haben beobachtet, dass eine seelsorgerliche Begleitung von Menschen, die am Herzen operiert wurden, den Heilungsprozess deutlich beschleunigt.

Auch die christlichen Kirchen entdecken derzeit, dass Heilung zu ihrer Kernkompetenz gehört. So wird im März dieses Jahres zum vierten Mal der Christliche Gesundheitskongress in Bielefeld die Verantwortung der Christen unterstreichen, Kranke fürsorglich zu begleiten.

Wer betet, der gibt sein Schicksal aus der Hand. Der überlässt das Entscheidende Gott und kann so gelassen werden. Gelassenheit, Vertrauen und Mut fördern die Gesundheit und helfen heilen. Wer mit anderen betet, der gehört aber auch zu einer Gemeinschaft. Auch das kann die Heilung fördern. Im Hamburger Michel bieten christliche Ärzte sogenannte Patientengottesdienste an. Hier erfahren Patienten, dass nicht der Arzt das entscheidende tut, um einen Patient zu heilen. In der Bibel sagt Gott: „Ich bin der Herr, den Arzt“.

Die Medizin scheint den Glauben neu zu entdecken und nimmt dabei   den ganzen Menschen in den Blick. Wir sind eben keine Maschinen. Der Patient auf der Intensivstation, der auf das Schlafmittel verzichtete, lebte noch einige Jahre. Als schließlich das Herz nicht mehr wollte und sich über Jahre hinweg eine immer größere Schwäche einstellte, tröstete ihn die Erfahrung jener Nacht. Er wusste: „Ich bin in Gottes Hand“.

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