„Lone-Food“ contra „Communion-Food“ - Heute hätte ich gern ein Mittagessen

„Lone-Food“ contra „Communion-Food“ - Heute hätte ich gern ein Mittagessen

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Heute frühstücke ich etwas ausführlicher, denn so ein richtiges Mittagessen werde ich nicht bekommen. Oder ich hol mir einen Burger, das mach‘ ich manchmal, so wie viele. Schnellrestaurants hat’s schon viel früher gegeben. Schon in Pompeji, der Stadt, die vor 2000 Jahren vom Vesuv verschüttet wurde, hat man Läden ausgegraben, in denen warmes Essen auf der Straße verkauft wurde. Die Kunden damals hatten zu Hause oft keine Kochstelle. Auch heute bleibt bei Vielen die Küche kalt, zumindest die Woche über. Ein Viertel der Amerikaner isst inzwischen jeden Tag in einem Fast-Food-Restaurant.

Hin und wieder geh ich auch mal hin, stelle mich in die Schlange an der Theke, und sitze dann an einem kahlen Tisch vor einem Plastiktablett mit Burger, Pommes und Cola. Das Essen ist frisch zubereitet, es ist warm und schmeckt oft gut, aber so richtig genießen kann ich es trotzdem nicht. Für mein schlechtes Gewissen gibt es gute Gründe: Zu viel Verpackungsmüll, zu viel Fleisch, das da, wo es produziert wird, Natur und Menschen schädigt, zu viel Zucker, viel zu schnell gegessen, oft ganz alleine.

Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist Fastfood sehr beliebt. Sie verbringen immer öfter auch die Mittagessenszeit in der Schule. Gute Schul-Cafeterias sind selten, und sich selbst etwas mitnehmen verlangt viel Disziplin am Morgen. Fastfood-Ketten dürfen in Teilen der USA schon seit zehn Jahren für sich werben, auch in der Schule und an Schulbussen. Wollen wir das auch?

Ich eher nicht. Denn: In einer Gemeinschaft essen, das hat nicht nur im Christentum auch eine religiöse Qualität: Die Speisen teilen, spüren, dass die Menschen am Tisch zusammengehören und von denselben Gütern leben. Etwas davon kann man auch bei einem ganz normalen Mittagessen erleben.

An der Schule, an der ich arbeite, haben die Fünftklässler mit ihren Eltern so eine Gelegenheit geschaffen, eine echte Alternative zum Fastfood: Einmal in der Woche essen die Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit ihrer Klasse in der Cafeteria zu Mittag. Wo es sonst nur Fertiges gibt, kocht der Koch dann nur für sie, gut und gesund und nimmt auch Wünsche seiner Gäste entgegen. Junge und Ältere essen miteinander zu Mittag, in einer vertrauten Runde und in Ruhe. Da wäre ich heute auch gern dabei.

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