50 Jahre "Aktion Sorgenkind"

50 Jahre "Aktion Sorgenkind"

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

In der ersten Stunde nach der Geburt war noch alles gut. Die frisch gewordenen Eltern hielten überglücklich ihr Kind in den Armen. Dann kam das Ärzteteam. Man wolle ein, zwei Untersuchungen machen. Nur zur Sicherheit. Schließlich die Diagnose: Der Kleine hat das Downsyndrom. Mongoloismus sagte man früher. Trisomie 21 ist einer der Fachausdrücke. Das 21. Chromosom ist dreifach vorhanden. Das verursacht körperliche und geistige Behinderungen.

Unser Kind hat das Downsyndrom? Wie kann das sein? Beide Eltern waren jung, Anfang Zwanzig. Aber Downsyndrom kommt nicht nur bei älteren Müttern und Vätern vor. Für Christoph, so haben ihn seine Eltern genannt, und für viele andere Menschen mit Behinderung wurde heute vor fünfzig Jahren die „Aktion Sorgenkind“ gegründet. Den Anfang machte die Quizshow „Vergissmeinnicht“ im Fernsehen mit dem Moderator Peter Frankenfeld.

Damals ging es um Spenden für Kinder, die im Mutterleib durch das Schlafmittel Contergan geschädigt worden waren. „Aktion Sorgenkind“ wurde eine der erfolgreichsten Soziallotterien in Deutschland. Bis heute hat sie mehr als zwei Milliarden Euro an Spenden eingenommen.

Sorgenkind. Die Eltern von Christoph haben sich Sorgen um ihn gemacht. Mehr noch: Am Anfang war die Nachricht von seiner Behinderung ein Schock. Sein Weg verlief anders als der seiner beiden Geschwister ohne Downsyndrom. Er hat mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Aber nur Sorgenkind ist er nicht. Er liebt Musik. Bei Festen steht er als erster in der Mitte der Tanzfläche und fordert alle zum Mitmachen auf. Seinem Charme kann sich keiner entziehen.

Im Jahr 2000 wurde „Aktion Sorgenkind“ umbenannt in „Aktion Mensch“. Das finde ich  genial. Kein Mensch ist nur Sorgenkind. Heute ist Christoph achtzehn Jahre alt. Er ist gerade von zuhause ausgezogen in eine Wohngruppe. Er wird weiter in die Schule gehen und dann eine Berufsausbildung beginnen. Bei aller Sorge sind seine Eltern positiv gespannt, was aus ihm wird.

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