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Nicht so schnell abhaken

Nicht so schnell abhaken

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Heute geht die Schule wieder los. Aber ich will meinen Sommerurlaub so schnell nicht abhaken. Als sei nichts gewesen. Nein, Sommer hin oder her, war der August auch wettermäßig zum Abwinken. Meine Urlaubsgefühle halte ich noch eine ganze Weile innerlich fest. Nicht, um mit meinen Urlaubserinnerungen zu prahlen. Einen ordentlichen Sonnenbrand auf der Nase und an den Ohren habe ich mitgebracht – und eine Souvenirkaffeetasse. Festhalten geht nicht, auch wenn die Tasse bei manchem Frühstück an den Urlaubsort erinnern wird.

Das Urlaubsgefühl bewahren ist gut. Auch, wenn jetzt die Straßen wieder voller werden, die Busse und U-Bahnen auch, der Alltag vielleicht wieder alltäglicher und eingespurter. Pausen zum Ausatmen, Nachspüren und Besinnen sind eine schöne Sache: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103.2) Für  mich bedeutet das heute: Dem Nachspüren, was eine geschenkte freie Zeit war. Dem Beginn der Sommerferien. Ende Juli. Sonne scheint. Mit 30 Jugendlichen aus dem Hochtaunus geht’s auf die Insel Norderney. Schön wars. Wenn das Wetter mitspielt, ist so eine Jugendfreizeit immer toll. Und lustig.

Ich war nur Teil der Leitung, natürlich nicht die Zielgruppe. Trotzdem bleiben richtig schöne Erfahrungen seelisch eingebrannt. Zum Beispiel: Bewusst Zeit haben für viele Sonnenuntergänge. Manche Jugendliche haben das abends eingefordert. „Los, gehen wir noch mal zum Strand, Sonnenuntergang gucken!“ Dann sind wir losgetigert, haben uns Richtung Sonne irgendwo hingehockt und zumeist still der rot werdenden Sonne zugeschaut. Das zum Beispiel ist doch auch hier ganz einfach: Sonnenaufgänge und –untergänge bewusst betrachten. Sich Zeit nehmen dafür. Auch wenn die Sonne hier im Usinger Land nicht ins Meer eintaucht, sondern im Grün der Bäume verschwindet.

Es sind nicht die großen Momente, die Events, die krassen Geschichten, die zu bewahren sich lohnt, sondern die Besinnung im Alltag auf Schönes. Es passiert nicht einfach, sondern es gehört auch der Weg dazu. Und solche Erinnerungen sind auch eine eiserne Ration für die dunklen Tage und Momente.

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