Fußballfrieden

Fußballfrieden

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Iker Cassillas ist schon lange zuhause, Rooney und Ballotelli auch und jetzt also auch Benzema und Debuchy. Spannendes Spiel, 1:0 und Deutschland ist im Halbfinale. Mein Freund Werner sagt: „Die Franzosen wollten doch so gerne Revanche für 1982 und ’86. Überhaupt ist Fußball heute ein Ersatz für Krieg.“ Er hat gestern die Französische Nationalhymne im Videotext mitgelesen: „Zu den Waffen, Bürger, formt eure Truppen, marschieren wir, marschieren wir!“ Er sagt: „Immerhin wird in einem Fußballspiel nach klaren Regeln gekämpft“.

Ok, die Marseillaise ist 200 Jahre alt, aber Krieg zwischen Deutschland und Frankreich gab’s seit dem wirklich mehr als genug. Dass inzwischen seit fast 70 Jahren Frieden, oft sogar Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern herrscht, ist wunderbar. Die Fußballsprache klingt oft sehr kriegerisch: Angriffe rollen, man kämpft mit offenem Visier, die Truppe baut ein Abwehrbollwerk auf und natürlich kämpft sie verbissen für den Sieg.

Vielleicht haben sich auch deswegen im Fußball Zeichen des Friedens etabliert: Ganz friedlich läuft mit jedem Spieler ein Kind mit aufs Spielfeld. Die Zuschauer erleben: hier passiert nichts, wovor man Kinder schützen müsste. Die Kapitäne verlesen in beiden Sprachen eine Erklärung gegen Rassismus. Spieler und Schiedsrichter geben sich die Hand oder klatschen wirklich jeden ab, ein Zeichen dafür, dass um das Spiel herum Frieden sein soll und Einigkeit.

Manche Spieler beten vor dem Spiel, Christen und Muslime. Soll Gott ihnen zu Sieg verhelfen? Eugen Eckert, der Stadionpfarrer in Frankfurt hat mir erzählt: Auch dort in der Kapelle ist gebetet worden, als dort noch der American Football zuhause war. Vor und nach dem Spiel haben die meist amerikanischen Spieler eine Andacht gehalten und dazu war auch die gegnerische Mannschaft eingeladen.

Sie wollten gerade nicht für ihren Sieg beten, sondern Gott darum bitten, dass sie lernen, mit Sieg und Niederlage umzugehen. Sie wollen sich daran erinnern, dass der Kampf, der im Spiel dazugehört, nach dem Spiel vorbei sein muss, dass am Ende der Frieden steht. Ich finde, das ist eine gute Idee auch für die Fußballer. Denn, wichtiger als Sieg oder Niederlage ist, dass die einstigen „Erbfeinde“, Deutsche und Franzosen, auch nach diesem Spiel, wie auf dem gemeinsamen Bild vor dem Spiel friedliche Nachbarn sind und Freunde.

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